Nach einem Unfallschaden geht es zunächst einmal darum, die Schadenhöhe zu bestimmen und eine Reparatur zu organisieren. Sobald der erste Schock nach dem Verkehrsunfall verflogen ist, hat die genaue Feststellung der Schadenhöhe höchste Priorität, denn von der vermutlichen Höhe der Rechnung hängt vieles ab. So muss etwa geklärt werden, ob die gegnerische Kfz-Versicherung die Kosten bei Fremdverschulden übernimmt.
Bekommt der Autofahrer eine Teilschuld, kann es günstiger sein, wenn die eigene Vollkaskoversicherung betraut wird. Oder sollte er sogar besser selbst bezahlen? Handelt es sich vielleicht um einen Bagatellschaden und was sollte dann beachtet werden? Oder ist das Fahrzeug derart beschädigt, dass die Reparatur keinen Sinn hat?
Unfallschaden: Link vorschlagen und anderen Betroffenen helfen
Um die zu voraussichtlichen Kosten einschätzen zu können, muss das Auto zur Begutachtung meistens auseinandergebaut werden. Nur so können versteckte Schäden in der Technik vom Gutachter und der Reparaturwerkstatt erkannt werden. Nicht nur Schadensbilder unterscheiden sich stark voneinander: Je nach Alter, Art der Lackierung, Lage der Beulen, Abschürfungen und Kratzern am Fahrzeug können verschiedene Methoden infrage kommen. Neue Modelle stecken voller Hightech. Das bedeutet, dass das Auto von außen gesehen nur einen leichten Schaden hat, dahinter jedoch können teure Sensoren beschädigt worden sein oder Fahrerassistenzsysteme, deren Instandsetzung sehr teuer werden kann.
Ob die empfindliche Technik beschädigt wurde, kann nur dir Fachwerkstatt entscheiden. Auch die Auswahl dieser beeinflusst am Ende die Schadenkosten: Ein in einer Großstadt gelegenes Markenautohaus zum Beispiel wird einen tendenziell höheren Stundensatz für die Arbeitszeit berechnen als eine freie Werkstatt in ländlicher Umgebung.
Möglichkeiten der Begutachtung
Einige Kfz-Versicherungen bieten die Möglichkeit, Folgen eines Verkehrsunfalls mit der Handy-App oder einem Download-Link zu dokumentieren. Dazu wird ein Foto vom Fahrzeugschein gemacht und das Auto aus verschiedenen Blickwinkeln fotografiert. So kann teilweise mithilfe künstlicher Intelligenz der Schadensachbearbeiter die zu voraussichtliche Rechnung ermitteln. In manchen Fällen kann ein Regulierungsangebot gemacht und angenommen werden. Bei komplexeren Schäden ist hier jedoch Vorsicht geboten, denn die regulierende Versicherung ist selbstverständlich daran interessiert, die Schadenskosten so gering wie möglich zu halten. Sollten Folgeschäden auftreten, muss nachverhandelt werden.
Wie werden die Kosten eines Unfallschadens in der Werkstatt festgestellt?
Das Fachpersonal in der Werkstatt kann das Fahrzeug besichtigen und bei Bedarf anheben, um werden, um Schäden zu erkennen. Reicht die Hebebühne nicht, müssen Karosserieteile abgebaut werden, um die Technik zu besichtigen.
Schadenfeststellung per App
Gerade größere Betriebe bieten ebenfalls Apps zur Schadenfeststellung an. Anhand der Bilder kann die Werkstatt die Schäden einschätzen und eventuell die passenden Ersatzteile ordern. So kann die Schadensmeldung rund um die Uhr erfolgen. Es sollte Autofahrern jedoch bewusst sein, dass ein Kostenvoranschlag einer Werkstatt zwar den Schadensmeldungen per App meistens überlegen sein wird, doch dies vor Gericht nicht unbedingt gilt, wenn es sich nicht gerade um Bagatellschäden bis zu einer Höhe von 750 Euro handelt. Hier gilt auch ein Kurzgutachten als ausreichende Dokumentation. Wenn es teureren Reparaturen und Streitigkeiten kommt, bietet nur ein Unfallgutachten eines Kfz-Sachverständigen ausreichend Beweiskraft und Rechtssicherheit.
Unfallgutachten nach Verkehrsunfall
Kfz-Sachverständiger ist in Deutschland noch kein geschützter Beruf. Jeder kann sich so nennen. Wer nach einem Experten sucht, sollte daher auf verschiedene Merkmale achten, zum Beispiel die Zugehörigkeit zu einer Sachverständigenorganisation, persönliche Zertifizierung, öffentliche Bestellung sowie Vereidigung. Für solche Qualifikationen muss der Sachverständige umfangreiches Wissen und Weiterbildungen nachweisen. Daher arbeiten viele Werkstätten eng mit Organisationen wie DEKRA, TÜV oder lokalen Sachverständigen zusammen.
Sie begutachten Unfallschäden in der Werkstatt oder mithilfe der Technik: Per App oder Video-Calls schaltet sich der Sachverständige in die Werkstatt. Wird in diesem Rahmen festgestellt, dass mit versteckten Schäden zu rechnen ist, wird das Fahrzeug abgerüstet und kontaktiert erneut den Sachverständigen. Als Alternative kommt die Schadenfeststellung mittels Video in Betracht, wobei das Fahrzeug schrittweise in Bildern festgehalten und der Film zur Begutachtung an Experten geschickt wird. Nachfragen können telefonisch oder per Video-Call beantwortet werden.
Feststellung eines Schadens per Scanner
Manche Autohäuser scannen die Fahrzeuge mit Kameras beim Befahren der Werkstatt. Sie erfassen die Oberfläche des Autos, die Reifen sowie den Unterboden. So sind sie imstande, Kratzer und Beulen zu erkennen und zu dokumentieren. Wie immer bei Schadenerfassungen auf Basis von Bildern stoßen die Verfahrensweisen jedoch bei komplexeren Schäden schnell an ihre Grenzen. Daher sollten die solchermaßen gewonnenen Erkenntnisse von einem erfahrenen Mitarbeiter überprüft und nötigenfalls an einen Sachverständigen weitergegeben werden.
Solche Scan-Systeme kommen vor allem nach Massenereignissen, also etwa nach der Schädigung einer großen Anzahl von Fahrzeugen in der Region durch Unwetter mit Hagelschlag zum Einsatz. Kfz-Versicherungen mieten in derartigen Fällen Hallen und schleusen die Autos durch Hagelscanner, um die Sachverständigen von der Arbeit des Beulenzählens zu entlasten. Mit der Technik können Anzahl, Lage und Schwere der Beschädigungen erkannt und das Ergebnis mit dem Kunden erörtert werden.
Wer trägt die Kosten für das Gutachten?
Wenn der Autofahrer selbst einen Schaden verursacht hat, sollte er seine Vollkaskoversicherung informieren. Wenn diese ein Gutachten beauftragt, übernimmt sie dafür die Kosten. Falls der Versicherungsnehmer auf einem Gutachten besteht, muss er die Kosten dafür selbst tragen. Beachten sollte man, dass sich durch Inanspruchnahme der Versicherung die Schadenfreiheitsklasse ändert und sich wahrscheinlich auch der Beitrag erhöht.
Unverschuldeter Autounfall – wer zahlt?
Wird ein Verkehrsunfall durch einen anderen Autofahrer verursacht, trägt dessen Kfz-Haftpflichtversicherung die Schadenskosten des Unfalls. Häufig wird die Versicherung den Geschädigten vorschlagen, dass die Regulierung auf der Basis des eigenen Gutachtens abgewickelt werden soll. Das muss der Geschädigte jedoch nicht annehmen. Dieser hat das Recht, ein neutrales Gutachten bei seinem Kfz-Sachverständigen in Auftrag zu geben.
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Das Gutachten beinhaltet die technischen Eckdaten vom Fahrzeug und eine detaillierte Dokumentation der durch den Unfall entstandenen Beschädigungen in Bild und Wort. Außer den optimalen Reparaturmaßnahmen und der wahrscheinlichen Dauer der Instandsetzung zeigt der Kfz-Sachverständige auch sonstige Ansprüche des Unfallgeschädigten auf. Zu diesen anderen Ansprüchen gehören: der Nutzungsausfall, eventuelle Kosten für ein geliehenes Ersatzfahrzeug, eine Wertminderung am Auto sowie dessen Restwert (etwa bei Totalschaden) und den Wiederbeschaffungswert.
Alle diese Kosten hat die gegnerische Haftpflichtversicherung zu tragen. Ebenso wie gegebenenfalls die Kosten für einen erfahrenen Verkehrsrechtsanwalt. Wenn es zu einer Gerichtsverhandlung kommt, hilft dieser dem Geschädigten, da er die aktuelle Rechtsprechung genau kennt und die berechtigten Ansprüche seines Mandanten erfolgreich durchsetzen kann.
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