Eine Vielzahl von Menschen hegt den Traum vom Eigenheim. Doch hinsichtlich der wirtschaftlichen Lage in Deutschland stellt sich die Frage: Lohnt sich das noch heutzutage? Dieser Artikel beantwortet die wichtigsten Fragen zu diesem Thema.
Aktuelle Wirtschaftslage in Deutschland
In Bezug auf solide Investitionen galten Immobilien lange Zeit als eine sichere Wahl. Noch vor einigen Jahren begünstigten niedrige Zinsen und eine stabile wirtschaftliche Situation in Deutschland den Immobilienmarkt erheblich. Das hat sich jedoch in letzter Zeit grundlegend verändert.
Zinssätze sind angestiegen und die Lebenshaltungskosten haben sich ebenfalls erhöht. Zudem ist das politische Klima von zunehmenden Diskrepanzen geprägt und die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie sind bislang nicht vollständig überwunden. Darüber hinaus sind seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges und den daraus resultierenden Sanktionen die Energiepreise deutlich gestiegen. Das hat zu einer anhaltend hohen Inflationsrate beigetragen.
Aufgrund dieser gestiegenen Kosten verliert Deutschland zunehmend an Bedeutung als bevorzugter Standort für Unternehmen. Das hat wiederum einen starken Einfluss auf den Arbeitsmarkt. Hierzulande herrscht seit Längerem ein akuter Fachkräftemangel. Das hat unter anderem auch Auswirkungen auf die Baubranche. Es gibt weniger Handwerker, die zur Verfügung stehen und die Baumaterialien sind aufgrund von Lieferengpässen ebenfalls kostenintensiver geworden.
Wohnmarkt in Deutschland
All die zuvor genannten Faktoren haben einen erheblichen Einfluss auf die Wohnsituation vieler Menschen in Deutschland. Wer jedoch glaubt, dass diese Entwicklungen ausschließlich den Käufermarkt beeinflussen, der irrt. Denn die Mietpreise haben in den letzten Jahren ebenfalls kontinuierlich zugenommen. Die Nachfrage nach Wohnraum in vielen Städten ist spürbar gestiegen, was bezahlbaren Wohnraum in Großstädten wie München oder Berlin zunehmend rar macht.
Um sich eine bessere Übersicht über die Wohnsituation in Deutschland zu verschaffen, folgen hier einige informative Grafiken:
Nach dieser Infografik von creditsun.de geht hervor, dass die deutsche Bevölkerung zur Miete und nur 42 Prozent im Eigentum wohnen. Deutschland gilt als das Land mit dem höchsten Anteil an Mietwohnungen in der gesamten EU. Zum Vergleich: In Rumänien befinden sich 95 Prozent der Wohnungen im Eigentum der Bewohner, obwohl es zu den ärmsten Ländern Europas zählt. Das hängt jedoch mit der dortigen Privatisierung und dem Ende des Kommunismus zusammen.
Persönliche Faktoren beim Immobilienerwerb
Der Besitz eines Eigenheims ist für viele mit einem starken emotionalen Wert verbunden. Es symbolisiert Sicherheit und Beständigkeit. Außerdem ermöglicht es den Eigentümern, einen persönlichen und unverwechselbaren Lebensraum zu schaffen. Dieser emotionale Aspekt kann das Gefühl von Zugehörigkeit und Stolz verstärken. So entsteht ein Rückzugsort, der ganz nach individuellen Vorstellungen gestaltet werden kann. Diese Aspekte spielen dabei ebenfalls eine bedeutende Rolle:
- Lebens- und Familienplanung: Die Entscheidung für ein Kaufobjekt wird oft von der Lebensplanung beeinflusst. Für Paare oder junge Familien kann der Kauf einer Immobilie Teil der langfristigen Planung sein. Das Ziel ist es, die Kindererziehung sowie das Familienleben in einer stabilen und sicheren Umgebung zu gestalten. Ein festes Zuhause bietet dabei nicht nur physische Sicherheit, sondern auch eine kontinuierliche Umgebung für Bildung und Entwicklung.
- Mehr Flexibilität durch Eigentum: Viele Menschen, die sich bisher nicht für eine Immobilie entschieden haben, gehen davon aus, dass Mieter mehr Flexibilität in ihrem Leben haben. Das ist jedoch ein Irrglaube, da Eigentümer eine ganz andere Form der Freiheit mit ihrem Haus genießen können. Eigentümer haben die Möglichkeit, ihre Immobilie nach Belieben zu verändern, zu erweitern oder zu renovieren.
Diese Unabhängigkeit erlaubt es, das Zuhause an wachsende Familien oder veränderte Bedürfnisse anzupassen, ohne auf die Zustimmung eines Vermieters angewiesen zu sein. Zudem kann Eigentum als Vermögenswert betrachtet werden, der über die Zeit an Wert gewinnen und als finanzielle Absicherung dienen kann. Im Gegensatz dazu stellt die Miete eine reine Verbindlichkeit dar, die langfristig keinen Vermögensaufbau gewährt.
Risiken und Herausforderungen beim Immobilienerwerb
Wer ein Haus kaufen möchte, muss langfristig planen und nicht nur die Gegenwart berücksichtigen. Der Erwerb einer Immobilie geht mit einem sicheren Einkommen und geregelten Lebensverhältnissen umher. Folgende Punkte sind bei diesem Vorhaben ebenfalls zu berücksichtigen:
- Marktrisiken und Wertverlust: Marktrisiken können durch wirtschaftliche Abschwünge, steigende Zinsen oder Änderungen in der lokalen Infrastruktur entstehen, die den Wert der Immobilie beeinträchtigen. Ein Wertverlust kann eintreten, wenn die Nachfrage nach Immobilien in einem bestimmten Gebiet sinkt oder wenn Überangebote den Markt sättigen.
- Finanzielle Belastung und Verschuldungsrisiko: Der Erwerb eines Eigenheims ist oft mit der Aufnahme einer Hypothek oder anderer Darlehen verbunden. Das kann zu einer erheblichen finanziellen Belastung führen. Die Verpflichtung zu langfristigen monatlichen Zahlungen erfordert eine stabile finanzielle Grundlage. Eine Verschuldung, die nicht nachhaltig gemanagt wird, kann sich zu finanziellen Schwierigkeiten entwickeln. Besondere, wenn unvorhergesehene Ausgaben auftreten oder sich das Einkommen des Haushalts verringert.
- Rechtliche Aspekte und Verpflichtungen: Der Kauf und Besitz von Immobilien ist auch mit rechtlichen Verpflichtungen verbunden. Dazu gehören Steuern, die Einhaltung von Bauvorschriften, die Notwendigkeit von Versicherungen und die Einhaltung von Verträgen. Zudem können bei der Übertragung von Eigentum rechtliche Hürden auftreten, die spezialisierte Kenntnisse erfordern. Daher ist es ratsam, rechtliche Beratung in Anspruch nehmen, um Überraschungen und mögliche juristische Auseinandersetzungen zu vermeiden.
Fördermöglichkeiten und staatliche Unterstützung für Immobilienbesitzer
Trotz der aktuellen Wirtschaftslage und potenzieller Risiken kann der Erwerb einer Immobilie lukrativ sein oder besser zu den Lebensumständen einer Person passen als das Wohnen zur Miete. Entscheidend dafür sind ein solider Finanzierungsplan und die Nutzung verfügbarer Unterstützungsangebote. Im Folgenden werden einige der möglichen Fördermaßnahmen vorgestellt:
- Förderprogramme und Zuschüsse: In Deutschland existieren zahlreiche Förderprogramme und finanzielle Zuschüsse, die darauf abzielen, den Erwerb und die Renovierung von Immobilien zu unterstützen. Sie werden oft von der Bundes- oder Landesregierung angeboten und sind darauf ausgerichtet, bestimmte Ziele wie Energieeffizienz, den Erwerb von Erstwohnungen oder die Unterstützung für Familien zu fördern. Zu den bekanntesten gehört das KfW-Förderprogramm, das zinsgünstige Darlehen und Zuschüsse für den Kauf oder die Sanierung von Wohnraum bereitstellt. Interessenten sollten sich frühzeitig informieren, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um von diesen Angeboten profitieren zu können.
- Steuervorteile für Eigenheimbesitzer: Eigenheimbesitzer können in Deutschland von verschiedenen Steuervorteilen profitieren. Dazu gehört insbesondere die Möglichkeit, bestimmte Kosten für den Erwerb und die Instandhaltung von Wohneigentum steuerlich abzusetzen. Unter bestimmten Bedingungen können etwa Schuldzinsen für Baukredite, Abschreibungen und Kosten für energetische Sanierungsmaßnahmen steuerlich geltend gemacht werden. Diese steuerlichen Erleichterungen können die finanzielle Last des Immobilienbesitzes erheblich reduzieren und die Investition attraktiver machen.
- Möglichkeiten der staatlich geförderten Altersvorsorge durch Immobilien: Immobilien gelten nicht nur als sichere Kapitalanlage, sondern auch als wichtiger Baustein für die Altersvorsorge. Die staatliche Förderung in Form von Riester-Renten kann auch für den Erwerb von selbst genutztem Wohneigentum in Anspruch genommen werden. Die sogenannte Wohn-Riester-Förderung bietet dabei Zulagen und steuerliche Vorteile. Sie unterstützt die Bildung von Wohneigentum als Altersvorsorge unterstützen. Das im Eigentum befindliche Haus oder die Wohnung kann dann im Alter als mietfreier Wohnraum genutzt werden. Das senkt die Lebenshaltungskosten im Ruhestand und trägt zur finanziellen Sicherheit bei.
Schlussfolgerung
Obwohl sich die Rahmenbedingungen erheblich geändert haben, bringt der Erwerb von Immobilien nach wie vor viele Vorteile mit sich. Für die meisten Menschen ist das Eigenheim mehr als nur eine Investition; es ist ein Lebensmittelpunkt, der emotionale und praktische Stabilität bietet. Entscheidend ist jedoch eine gut durchdachte Finanzstrategie, die mögliche Risiken minimiert und staatliche Fördermöglichkeiten nutzt. Letztendlich hängt die Antwort auf die Frage, ob sich der Hauskauf lohnt, von den individuellen Umständen, Zielen und Möglichkeiten ab.
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