Ein Kamin kann durchaus Zugluft im Raum verursachen. Das Problem entsteht durch den Kamineffekt und lässt sich vor allem beim raumluftabhängigen Kaminen beobachten. Auch bei raumunluftunabhängigen Kaminen tritt das Problem durch undichte Stellen manchmal auf. Vermeiden lässt es sich nur durch wirklich dichte, raumluftunabhängige Kamine mit DIBt-Zulassung.
Wie ist die Zugluft durch den Kamin festzustellen?
Wenn im Raum, in welchem der Kamin steht, auch bei geschlossenen Fenstern Zugluft herrscht, entsteht sie durch den Kamin. Sie ist spürbar und lässt sich auch mit einfachen Mitteln wie Streichhölzern oder Kerzen messen, deren Flammen dann flattern. Die Zugluft kann unabhängig davon entstehen, ob der Kamin beheizt wird oder kalt bleibt, weil der Kamineffekt auch durch thermische Unterschiede zwischen dem Aufstellort des Kamins (in Eigenheim ebenerdig) und der Höhe des Schornsteins entsteht.
Was ist der Kamineffekt?
Der Kamineffekt ist der Auftrieb der Luft innerhalb des Kamins. Er entsteht verstärkt beim Entzünden eines Feuers im Feuerraum, das zu einem großen Volumen der heißen Rauchgase führt. Mit steigendem Volumen sinkt die Dichte der Gase gegenüber der Umgebungsluft. Sie sind mithin leichter als diese und strömen im Kamin nach oben, was ein gewollter Effekt ist, um das Rauchgas durch den Schornstein abzutransportieren. Der entstehende Sog zieht Luft aus dem Raum an, was am leichtesten bei einem gänzlich offenen Kamin möglich ist.
Verstärkt wird die Luftbewegung durch eine Gegenströmung der noch im Kamin vorhandenen kälteren, schwereren Luft, die an der kalten Innenwandung nach unten strömt und selbst erwärmt wird. Dieser interne Wirbel erhöht die kinetische Energie der Rauchgasströmung und verstärkt den Unterdruck im Kamin, der umso mehr Luft aus dem Raum anzieht, wenn er nicht raumluftunabhängig betrieben wird oder wenn er zwar raumluftunabhängig betrieben wird, aber nicht vollkommen dicht ist. Wie erwähnt kann der Kamineffekt auch bei kaltem Kamin auftreten, wenn größere thermische Unterschiede zwischen dem oberen Ende des Schornsteins und dem Feuerraum bestehen oder auch durch Wind, der am Schornsteinaustritt einen Unterdruck und damit einen Sog im Kamin erzeugt.
Unterschied zwischen raumluftabhängigen und -unabhängigen Kaminen
Kamine können ihre Frischluft gewollt aus dem Raum beziehen (raumluftabhängiger Betrieb), was bei offenen Kaminen naturgemäß der Fall ist. Es gibt aber auch raumluftunabhängige Konstruktionen. Bei diesen RLU-Kaminen strömt die für die Verbrennung nötige Luft über einen Außenluftanschluss in den Kaminofen. Das funktioniert aber zu 100 % und damit gänzlich ohne Zugluft nur, wenn die Kaminofentür vollkommen geschlossen und wirklich dicht ist.
Manchmal verursachen Konstruktionsmängel eines RLU-Kamins die Zugluft, wenn beispielsweise der Zuluftstutzen gar nicht ordnungsgemäß an den Feuerraum angeschlossen wurde. Dann genügen winzige Spalten für ein Einströmen der Luft aus dem Raum in den Kamin, was zu Zugluft führt. Ansonsten ließe sich das Feuer gar nicht entzünden. Normalerweise sollte aber ein RLU-Kamin dicht sein, doch das ist bei billigen Produkten aus dem Baumarkt, die von chinesischen Herstellern stammen, häufig nicht der Fall. Wirklich druckdicht sind nur Kamine mit DIBt-Zulassung. Sie beziehen ihre Verbrennungsluft über einen Luftstutzen aus der Umgebung des Hauses.
Für Niedrigenergiehäuser ist das entscheidend, denn Zugluft bringt im Winter, wenn der Kamin zum Heizen benötigt wird, kalte Außenluft ins Haus und erhöht damit die Heizkosten. Außerdem könnten undichte Stellen am Kamin sogar einen Unterdruck im Raum entstehen lassen, weil ja die Gebäudehülle eines Niedrigenergiehauses bei geschlossenen Fenstern und Türen eigentlich sehr dicht ist. Es ist dann zwar keine Zugluft spürbar, doch dieser Unterdruck kann die Rauchgase aus dem Kamin in den Raum zurückführen, was zu einer CO₂- oder gar CO-Vergiftung führen kann. Letztere (Vergiftung mit Kohlenmonoxid) endet tödlich.
Was ist eine DIBt-Zulassung?
Die DIBt-Zulassung ist die Zulassung des Kamins durch das „Deutsche Institut für Bautechnik“. RLU-Kamine mit dieser Zulassung sind druckdicht und können damit bei ordnungsgemäßem Anschluss keine Zugluft im Raum verursachen. Das DIBt definiert die Anforderungen für RLU-Kamine im Merkblatt Z-43.12-398. Maßgebend sind drei konstruktive Merkmale:
- Die Brennkammer ist absolut dicht.
- Die Zuluftleitung für die Außenluft in den Feuerraum ist dicht und ordnungsgemäß angeschlossen.
- Die Verbindungsstücke zum Schornstein sind dicht und ordnungsgemäß angeschlossen.
Unter diesen Voraussetzungen zieht der DIBt-Kamin keine Luft mehr aus dem Raum. In modernen Niedrigenergiehäusern sollen nur noch solche Kamine betrieben werden. Ansonsten kann das aufwendig gedämmte Haus seinen Zweck der Energieersparnis nicht erfüllen, weil der undichte Kamin kalte Zugluft einströmen lässt.
Was lässt sich gegen Zugluft durch den Kamin unternehmen?
Wenn Sie einen RLU-DIBt-Kamin betreiben und dennoch Zugluft feststellen, gehen Sie wie folgt vor:
- Prüfen Sie, an welcher Stelle die Luft in den Kamin strömt. Das lässt sich am besten mit einer Kerze feststellen, die Sie beim angezündeten Kamin an dessen Türen und anderen Stellen entlang führen. Wo die Flamme flackert, strömt Luft ein.
- Wenn die Luft nur durch die (geschlossene) Kaminofentür einströmt, überprüfen Sie deren Dichtungen. Verschlissenes Dichtungsmaterial lässt sich ersetzen, es ist im Baumarkt erhältlich. Sollte die Luft an anderen Stellen einströmen, ist der Kamin mangelhaft. Prüfen Sie, ob Sie ihn kostenfrei ersetzen lassen können.
- Überprüfen Sie nötigenfalls den ordnungsgemäßen Anschluss des Zuluftstutzens.
- Wenn Sie selbst keinen Fehler finden, lassen Sie einen Fachmann den Kamin überprüfen. Es kann auch ratsam sein, den Schornsteinfeger mit einer Raumluftmessung zu beauftragen. Ein undichter Kamin kann gefährliche Gase in den Raum einströmen lassen (siehe oben).
Kaminofen ohne DIBt-Zulassung
Vielleicht betreiben Sie noch einen Kaminofen ohne DIBt-Zulassung. Wenn das der Fall ist, muss er über eine Unterdrucksicherheitsabschaltung verfügen. Diese sorgt dafür, dass keine gefährlichen Rauchgase in den Wohnraum gelangen. Sollte diese Sicherheitsabschaltung nicht vorhanden sein, müssen Sie den Kamin mit einem Unterdruckwächter ausrüsten lassen. Er schaltet die raumlufttechnische Anlage ab, wenn der Unterdruck im Raum den Grenzwert von 4 Pa (Pascal) überschreitet.
Fazit
Raumluftunabhängige Kamine müssen dicht sein. Eigene Versuche der Abdichtung mit Klebeband führen nur zu unzureichenden Ergebnissen. Achten Sie auf die Sicherheit beim Kaminbetrieb.
Bildquelle Titelbild:
- brizmaker/shutterstock.com