Kalkzementputz auf Gips aufzutragen, gilt aus materialtechnischen Gründen als nicht empfehlenswert. Doch wer Gründe hat sich der Herausforderung zu stellen, kann mit Geschick und Fingerspitzengefühl die Vorteile von Kalkputz und Gipsputz miteinander verbinden.
Gründe, aus denen man in Betracht zieht, Kalkzementputz auf Gips aufzutragen
Oft gibt es Situationen, in denen es sinnvoll erscheint, Kalkzementputz auf Gips aufzutragen. Beispielsweise sind Elektroleitungen häufig unter Gipsputz gelegt, den man anschließend mit Kalkzementputz an die übrige Wand angleichen möchte. Darüber hinaus kann es wünschenswert sein, beschädigten oder instabilen Gipsputz, der Risse, Abplatzungen oder andere Mängel aufweist, mit Kalkzementputz zu verbessern. Ein aufgetragener Kalkzementputz könnte die Schäden reparieren und eine stabile Basis für weitere Arbeiten schaffen.
Auch aus ästhetischen Gründen kann man anstreben, auf einen Gipsputz einen Kalkzementputz zu bringen. Kalkzementputz hat eine charakteristische optische Erscheinung und kann Farben und Texturen gut aufnehmen. Wenn man also eine spezielle optische Wirkung erzielen möchte, kann es sinnvoll sein, Kalkzementputz auf Gips aufzutragen.
Worin die Vorteile der ungewöhnlichen Verbindung?
Kalkzementputz auf Gipsputz eignet sich hervorragend zur Feuchtigkeitsregulierung. Gips neigt dazu, Feuchtigkeit aufzunehmen und bei Bedarf wieder abzugeben. Kalkputz hingegen ist sehr atmungsaktiv und kann als Feuchtigkeitsregulierer fungieren. Daher kann es sinnvoll sein, Kalkputz auf Gips aufzutragen. So hat man beispielsweise eine bessere Kontrolle über das Feuchtigkeitsniveau in Innenräumen. Zudem verhindert Kalkzementputz, dass sich auf dem Gipsputz Schimmel bildet.
Weshalb sich Gips und Kalkzementputz eigentlich gut vertragen
Die chemische Zusammensetzung von Gips und Kalk ähnelt sich stark. Kalk besteht aus Kalzium, Sauerstoff und Kohlenstoff. Gips setzt sich aus Kalzium, Sauerstoff und Schwefel zusammen. Gips härtet nach Feuchtigkeitszufuhr aus. Kalk härtet innerhalb eines Trocknungsprozesses aus. In beiden Fällen ändert sich die Endhärte nicht mehr.
Was dagegen spricht
Kalkputz kann auf Gips aufgetragen werden. Vorher muss man den Gips entstauben, aufrauen und annässen. Hat der Kalkputz Zementanteile, erschweren sich die Bedingungen unter denen sich ein haltbares Endergebnis herstellen lässt. Allerdings ist Kalkzement druckfester und abriebresistenter als Kalk.
Unterschiedliche Härtegrade
Da Kalk härter als Gips ist, wird beim Auftragen von Kalkzementputz auf Gips die Putzerregel gebrochen, dass Putzschichten nach außen weicher werdend übereinander zu legen sind. Deshalb kann es zu Rissen im Oberputz kommen. Kalkzementputz auf Gipsputz aufzutragen ist nicht empfehlenswert, da Gipsputz weicher ist und keine ausreichende Haftung bietet. Das führt zu Rissen und Abplatzungen beim Trocknen. Eine erfolgreiche Alternative ist das Auftragen einer Haftspachtelung mit Kalkzementspachtel auf dem Gipsputz, bevor der Kalkzementputz aufgebracht wird. Gipsputz eignet sich deshalb nicht besonders gut als Untergrund.
Verschiedene Trocknungsprozesse
Zudem harmonieren beim Auftragen von Kalkzementputz auf Gipsputz die Trocknungsprozesse nicht miteinander. Kalkzementputz zieht sich beim Trocknen zusammen, sodass es zu Spannungen zwischen den beiden Putzschichten kommen kann, was zu Abplatzungen und Rissen führt. Zudem ist die Haltbarkeit von Kalkzement auf Gips sehr schlecht.
Glatte Gipsoberfläche
Das Streichen einer Grundierung auf dem Gipsputz sorgt meist nicht ausreichend für eine Haftung, die zwischen Kalkzement und Gips besonders schwierig ist. Die Gipsoberfläche bleibt zu glatt und der Oberputz aus Kalkzement kann sich teilweise oder komplett ablösen. Oft werden Grundierungen nicht fest genug, um Spannungen zwischen Kalkzement und Gips auszugleichen. Auch deshalb kann der fertige Putz reißen oder abplatzen.
Hoher Wasserbedarf
Beim Anrühren von Kalkzementputz wird viel Wasser zugegeben, um die Masse geschmeidiger zu machen. So lässt sich der Putz leichter verarbeiten. Das Wasser muss nach dem Auftragen des Putzes in der Trocknungsphase verdunsten. Dies geschieht unter anderem über die alte Putzschicht und das Mauerwerk unterhalb der Kalkzementputzschicht. Gipsputz ist nicht widerstandsfähig gegen diese länger anhaltende Belastung durch Feuchtigkeit. Der Kalkzementputz kann nicht genügend anhaften, der Gipsputz wird durch die Nässe beschädigt. Hier rutscht der frische Putz von seinem Untergrund ab.
Wie das Auftragen von Kalkzementputz auf Gips mit haltbarem Ergebnis gelingen kann
Das Auftragen von Kalkputz auf Gips erfordert spezifische Vorbereitungsarbeiten, die sicherzustellen können, dass die beiden Materialien gut miteinander haften. Das Hinzuziehen eines Fachmanns kann bei der exakten Durchführung dieser Arbeiten hilfreich sein. Bei fachgerechter Vorbereitung lässt sich Kalkzement auch auf glatte Putzoberflächen wie Gips aufbringen. Dafür benötigt der Gipsuntergrund eine spezielle Bearbeitung, bei der die glatten Flächen mit einer Haftspachtelung versehen werden. Es empfiehlt sich, für die Haftspachtelung einen Kalkzementspachtel zu verwenden.
Die Arbeitsschritte
Wenn Kalkputz auf Gipsputz aufgetragen werden soll, sind folgende Zusatzarbeiten unerlässlich:
- Vorhandene Gipsoberfläche entstauben
- Glatte Gipsoberfläche anrauen
- Gipsputz gründlich befeuchten
- Haftbrücke, durch vorspritzen von Kalkzement auf den Gips bringen
- Mindestschichtdicke von cirka zehn Millimetern beachten
- Abbindezeit durch Befeuchten des Kalkzementputzes optimieren
Grundsätzliche kann es immer zu Abplatzungen und zum Reißen einer Kalkputzschicht auf Gips kommen. Es muss aber nicht sein, das diese Erscheinungen auftreten.
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