Home Renovieren & Heimwerken Fensterkitt verarbeiten: Schritt-für-Schritt Anleitung und Tipps

Fensterkitt verarbeiten: Schritt-für-Schritt Anleitung und Tipps

von Marc Hettenberger
handwerker verarbeitet fensterkitt

Fensterkitt ist ein sehr altes Mittel zum Abdichten von Fensterscheiben. Fenster in historischen Gebäuden oder Altbauten werden auch heute noch mit der Masse vor Wind und Wetter geschützt. Für die Verarbeitung sind gründliche Vorbereitung, Sorgfalt beim Verkitten und Geduld vor dem Überstreichen der Masse wichtig.

Fensterkitt fachgerecht verarbeiten: Grundlegende Informationen

Fensterkitt ist ein Gemisch aus überwiegend Schlämmkreide. Hierbei handelt es sich um natürlich gewonnenes Kreidegestein. Dieses wird gesiebt, zermahlen und anschließend geschlämmt. Bei dem Prozess werden Verunreinigungen aus dem späteren Kitt heraus gewaschen. Der Schlämmkreide ist ein kleiner Anteil Leinölfirnis zugesetzt. Dieses Material sorgt nach der Verarbeitung für das zuverlässige Aushärten der Kitt-Abdichtung. Durch die Kombination beider Bestandteile entsteht ein leicht zu verarbeitendes und lange haltbares Kitt-Material. Ziel der Mischung ist es, den Werkstoff für die Verarbeitung ausreichend geschmeidig zu halten und ihn anschließend langsam auszuhärten.

Vor- und Nachteile dieser traditionellen Abdichtmasse

Zu Zeiten seiner Erfindung war Fensterkitt ein Non Plus Ultra in der Fensterabdichtung. Der Werkstoff Kitt ließ sich formen. Nach einer Weile der Aushärtung saßen Glasscheibe und Fensterrahmen dichter als alle anderen Werkstoffe ineinander. Das Wetter blieb draußen, die Ofenwärme drinnen. Inzwischen stehen zur Abdichtung andere Materialien zur Verfügung. Dennoch zeichnen Fensterkitt bis heute die folgenden Vorteile aus:

Vorteile:

  • Fensterkitt ist als Naturprodukt und somit ökologisch wertvoll.
  • Die Zusammensetzung aus natürlichen Materialien mindert ein eventuelles Allergie- und Gesundheitsrisiko für die Hausbewohner.
  • Das fugenfreie Abdichten kann nach dem Aushärten des Kitts individuell nachgebessert werden.

Aus heutiger Zeit betrachtet mag Fensterkitt altmodisch erscheinen. Gewiss hat das Material Nachteile im Vergleich mit Silikon und anderen synthetischen Werkstoffen. Doch lassen sich diese wie folgt kurz zusammenfassen.

Nachteile:

  • Fensterkitt wird im Laufe der Verwendung spröde. Das führt zu Undichtigkeiten zwischen Glasscheibe und Fensterrahmen.
  • Nicht immer ist die Lücke in der Dichtigkeit sofort zu erkennen. Nässe und Wind können dadurch das Rahmenmaterial zunächst unauffällig beschädigen.
  • Durch den Defekt erhöhen sich die Heizkosten – vor allem in der kalten Jahreszeit – beträchtlich.

Whiteaster/shutterstock.com

Fensterkitt verarbeiten: Die Arbeitsschritte im Überblick

Gute Vorbereitung und ein geduldiges Zeitmanagement unterstützen die einzelnen Schritte zum Verarbeiten von Fensterkitt. Dies ist die übliche und effiziente Vorgehensweise:

Schritt Eins: Vorbereitung

a) Schutzmaßnahmen

Eine Feinstaubmaske sollte beim Entfernen des alten Fensterkitts unbedingt getragen werden. Denn früher wurde der Kitt-Masse eine gewisse Menge Asbest hinzugefügt. Dessen Mikrofasern führen beim Einatmen zu Lungenerkrankungen. Eine Schutzbrille verhindert das versehentliche Eindringen von Kitt-Brocken in die Augen. Schutzhandschuhe in schnittfester Qualität schützen vor eventuellen Verletzungen durch vorher nicht gesehene Beschädigungen der Fensterscheibe. Die Kleidung zum Verkitten sollte stets langärmelig sein. Falls ohnehin daheim vorhanden empfiehlt sich das Tragen eines Schutzoveralls. So sind Kleidung und Körper optimal gegen Verschmutzungen und Verletzungsrisiken geschützt.

b) Vorbereitung von Rahmen und Fensterkitt

Bevor der Fensterkitt verarbeitet wird, muss das Fenster für das frische Verkitten vorbereitet werden. Dazu wird zunächst sämtlicher alter Kitt aus der Rahmenfuge entfernt. Hilfreich ist dabei ein schmales Werkzeug, das unter den alten Kitt geführt und mit diesem angehoben wird. Kitt-Reste werden anschließend aus der jetzt leeren Fuge ausgepinselt. Bei Bedarf wird der Fensterrahmen nun geschliffen und grundiert, allerdings bei ausgebauter Scheibe. Bei noch intaktem Rahmen und langsamer Vorarbeit ist dieser Schritt nicht nötig. Der Fensterkitt wird jetzt gut durchgeknetet. Erst diese Bearbeitung mit den Händen macht ihn weich. Fühlt sich die Masse nach längerer Lagerzeit trocken an, machen ihn wenige Tropfen Speiseöl wieder schön geschmeidig.

Schritt Zwei: Verkitten

Im zweiten Schritt wird die Masse zur dünnen Rolle geformt. Diese Rolle liegt zwischen Fensterscheibe und Fensterrahmen exakt im Falz. Sitzt alles an den gewünschten Positionen, wird der Kitt kräftig mit einem Kittmesser hineingedrückt. Durch diesen Druck werden Unebenheiten und Bläschenbildung vermieden. Auch in den Ecken ist das komplette Abdecken für die gewünschte Abdicht-Wirkung wichtig. Überstehende Ränder können abgeschnitten und für spätere Verwendung in einem geeigneten Behältnis luftdicht gelagert werden.

fenster verkitten

New Africa/shutterstock.com

Schritt Drei: Überstreichen

Fensterkitt wird im Laufe von zwei bis vier Wochen sehr hart. Bei schlechtem, nassem Wetter kann dies auch bis zu sechs Wochen dauern. Allerdings ist diese Veränderung kein Ergebnis aus einem Trocknungsprozess. Vielmehr oxidiert das Gemisch durch den Kontakt mit Sauerstoff. Während der Zeit der Aushärtung muss die Dichtigkeit der Masse am besten mehrmals wöchentlich kontrolliert werden. Denn es kann zu einem gewissen Schrumpfen kommen. In solchen Fällen kann an betroffenen Stellen nachgebessert werden. Vorsicht beim Kontrollieren und Ausbessern ist geboten.

Erst nach etwa zwei Wochen bleiben auf der Kitt-Fläche keine Fingerabdrücke oder Dellen zurück. Am Ende der Aushärtungszeit kann der Fensterkitt mit einem Lack oder anderer wetterfester Farbe überstrichen werden. Streichmittel auf Wasserbasis eignen sich dafür nicht. Sie würden durch Einflüsse von Temperaturen, Sonnenlicht und Nässe schnell wieder abblättern.

Fensterkitt richtig verarbeiten: Unser Fazit

Klassischer Fensterkitt enthält im Gegensatz zu modernen Abdichtvarianten nur natürliche Inhaltsstoffe. Seine Verarbeitung am Fenster ist aufwändig, die gewünschte Abdicht-Wirkung gegen Wind und Wetter dafür über Jahre optimal. Nach dem Aushärten lässt sich das Material problemlos mit geeigneten Anstrichen überdecken, am besten in transparenter Qualität oder passend zur Farbe des Fensterrahmens.


Bildquelle Titelbild:

  • Matej Kastelic/shutterstock.com

Weitere spannende Themen