Home Renovieren & Heimwerken Erdkabel nur 20 cm tief verlegen: Ist das möglich?

Erdkabel nur 20 cm tief verlegen: Ist das möglich?

von Marc Hettenberger
erdkabel

Erdkabel sind im Erdboden verlegte elektrische Kabel, die über eine besonders robuste Isolierung verfügen. Sie dienen dazu, Strom von einem Verteiler oder einer Stromquelle an einen bestimmten Ort zu bringen. Beispielsweise im Garten- und Hausbau. Dabei gelten für Erdkabel besondere Anforderungen.

Die wichtigste Anforderung bei der Verlegung eines Erdkabels ist, dass dieses mindestens 60 bzw. im Straßenbau sogar 80 Zentimeter tief in der Erde verlegt werden sollte. In bestimmten Fällen kann es jedoch notwendig sein, dass ein Erdkabel nicht in der vorgeschriebene Mindesttiefe verlegt werden kann. Dies kann bei speziellen baulichen Situationen der Fall sein. Ob ein Erdkabel problemlos in 20 Zentimetern Tiefe verlegt werden kann und was es beim Verlegen von Erdkabeln zu beachten gibt, wird hier erklärt.

Erdkabel in nur 20 Zentimetern Tiefe verlegen: Was muss beachtet werden?

In manchen Fällen kann es vorkommen, dass von den oben empfohlenen 60 Zentimetern Tiefe für die Verlegung eines Erdkabels abgewichen werden muss. Beispielsweise, wenn man auf einem Grundstück unter einem Pflaster ein Erdkabel entlang der Hauswand verlegen möchte. Dort kommt es normalerweise zu keinen größeren Belastungen, sofern das Pflaster nicht mit Autos befahren wird. Auch die Gefahr, es mit dem Spaten bei Umbauarbeiten zu durchtrennen, besteht in diesem Beispiel nicht. In diesem Fall ist es grundsätzlich möglich, das Erdkabel in 20 Zentimetern Tiefe zu verlegen. Dabei sollte aber darauf geachtet werden, dass das Kabel ausreichend vor Frost geschützt wird.

Frost kann ein Erdkabel nachhaltig beschädigen, sodass eine aufwendige Instandsetzung notwendig ist. Dazu empfiehlt es sich, das Erdkabel speziell in einem Wellrohr zu verlegen, um es vor Steinen oder Fremdkörpern zu schützen. Anschließend ein Warmband über das Rohr, damit es vor Frost geschützt wird. Außerdem empfiehlt es sich bei dieser geringen Einbautiefe, genau zu dokumentieren, wo sich das Kabel befindet. Beispielsweise durch Fotos oder durch eine Skizze. So wird vermieden, dass bei Baggerarbeiten oder bei einer größeren Umbaumaßnahme um das Haus herum das Kabel durchtrennt wird.

Zuletzt gilt es zu beachten, dass das Rohr bzw. das Kabel mit dem Rohr in einer ausreichenden Schicht Sand untergebracht wird.

Verlegung eines Erdkabels: Vorteile, Anforderungen und Gründe für eine tiefe Verlegung

Erdkabel dienen dem Transport von elektrischem Strom. Im Vergleich zu Freileitungen und oberirdischen Kabeln, sind sie vor der Witterung und Beschädigungen besser geschützt. Außerdem zerstören sie das Landschaftsbild optisch nicht. Allerdings können Störungen und Beschädigungen an einem Erdkabel nicht so schnell gefunden werden wie bei Freileitungen. Zerstörungen können beispielsweise durch Bauarbeiten unabsichtlich hervorgerufen werden. Zudem ist der Wartungsaufwand größer. Aus diesem Grund ergeben sich hohe Anforderungen beim Verlegen von Erdkabeln sowie an die Erdkabel selbst.

kabel im erdreich

Al Serov/shutterstock.com

Zunächst muss ein Erdkabel über eine dicke und robuste Isolierung nach außen verfügen. Dabei ist besonders der Kabelmantel wichtig, der eine Zerstörung durch chemische Einflüsse im Erdreich verhindern soll. Dazu zählen auch im Boden befindliche Tiere (z. B. Nagetiere). Ein Erdkabel sollte zum Schutz vor Beschädigungen möglichst tief verlegt werden. Neben der Zerstörung durch Tiere dient eine tiefe Verlegung auch dem Schutz vor Frost. Daher wird in der Regel eine Tiefe von mindestens 60 Zentimetern für Erdkabel für Spannungen unter 1 kV vorgeschrieben. Zusätzlich wird als mechanischer Schutz noch ein Kabelschutzrohr verwendet und es wird in einer Sandschicht eingebettet. Dadurch wird vermeiden, dass scharfkantige Steine bei Belastungen das Erdkabel beschädigen.

Dies ist aber in der Regel nur im Straßenbau und im Schienenverkehr notwendig, da die dort vorkommenden Vibrationen sehr hoch sind. Aus diesem Grund wird in diesem Fall das Erdkabel sogar in 80 Zentimetern Tiefe verlegt. Bei größeren Spannungen über 400 kV werden Erdkabel in der Regel zwischen 2,5 bis 3,7 Metern Tiefe in einem dafür vorgesehenen Rohrsystem verlegt. Es ist also von großem Vorteil, im Privatgebrauch und im Hausbau das Erdkabel mindestens 60 Zentimeter tief zu verlegen. Daher stellt sich die Frage, ob ein Erdkabel in Ausnahmefällen auch in einer geringeren Tiefe, beispielsweise in 20 Zentimetern, verlegt werden kann.

Erdkabel in 20 cm bei hoher äußerer Belastung verlegen: Was kann man machen?

In sehr seltenen Fällen muss ein Erdkabel in geringer Tiefe (z. B. 20 Zentimetern) verlegt werden und gleichzeitig eine mechanische Belastung, beispielsweise durch Autos, ertragen. In diesen Fällen ist es sinnvoll, ein Leerrohr aus Stahl anstatt des o. a. Wellrohres zu verlegen. Hierbei sollte allerdings die Festigkeitsklasse des Stahlrohrs geprüft werden. Dies gewährleistet, dass das Rohr den Belastungen standhält und das Erdkabel nicht beschädigt wird. Eine Beschädigung in einem Stahlrohr ist besonders schwierig zu beheben, da ein Stahlrohr sehr robust und widerstandsfähig ist.

unterirdische erdkabel

ArtMari/shutterstock.com

Fazit

Grundsätzlich ist es möglich, ein Erdkabel bis zu einer Spannung von unter 1 kV in nur 20 Zentimetern Tiefe zu verlegen. Lassen es die baulichen Maßnahmen allerdings nicht anders zu, kann eine Verlegung in einer so geringen Einbautiefe durchaus sinnvoll sein. Die große Gefahr besteht darin, dass das Kabel durch die geringe Tiefe von 20 Zentimetern durch äußere Einflussfaktoren wie Frost oder im Boden befindliche Tiere oder auch durch Baumaßnahmen beschädigt werden kann. Hier gilt es besondere Vorsicht walten zu lassen und das Erdkabel zusätzlich mit einem Wellrohr und einem Warmband zu schützen.

Auch sollte die Oberfläche, unter der das Kabel liegt, bei dieser Tiefe nicht mit Autos befahren werden. Des Weiteren gilt es zu beachten, dass dies nur für Erdkabel gilt, die eine Spannung von maximal 1 kV führen. Bei größeren Spannungen sollte das Kabel zwingend in einer größeren Tiefe (mindestens 60 Zentimeter) verlegt werden. Bei außerordentlichen Belastungssituationen können Stahlrohre verwendet werden, um das Erdkabel in geringer Tiefe zu schützen.


Bildquelle Titelbild:

  • Vadi Fuoco/shutterstock.com

Weitere spannende Themen