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Dachbegrünung planen: Das ist wichtig

von Marc Hettenberger

Ein Gründach hat viele Vorteile für die Bewohner eines Hauses und die Umwelt. Garagen, Schrägdächer, Dachterrassen und Flachdächer eignen sich dafür. Bei der Planung muss man aber einiges beachten, damit die Statik und Dichte des Daches gegeben bleiben. Hier sind Tipps für die Planung von Dachbegrünungen.

Dach begrünen – Vorteile für die Umwelt & Bewohner

Mit einem Gründach geben die Besitzer der Natur etwas Lebensraum zurück. Vor allem in Innenstädten hat das viele Vorteile:

  • Gründächer dienen dazu, die weitreichende Versiegelung in Städten aufzubrechen und das Klima zu verbessern
  • Gründächer speichern Regenwasser: durch Verdunstung kühlen sie die Luft im Sommer, bei Starkregen entlasten sie die Kanalisation
  • Gründächer geben Insekten und luftfilternden Pflanzen Lebensraum und tragen so zum Umweltschutz bei
  • Gründächer schützen die Bedachung vor Witterungseinflüssen
  • Gründächer fungieren als Dämmung: im Sommer schützen sie vor Hitze, im Winter verbessern sie die Wärmedämmung
  • Gründächer können genutzt werden, um Kräuter und andere Nutzpflanzen anzubauen
  • Noch dazu haben Gründächer einen dekorativen Mehrwert und bieten mehr Abwechslung als Ziegel und Co.

Wegen Gründen wie diesen bieten viele Städte und Gemeinden Fördermittel für die Einrichtung von Begrünungen. Das macht die Gründächer noch einmal attraktiver.

Erste Fragen bei der Planung der Dachbegrünung

Die Planung ist der erste Schritt der Dachbegrünung. Dabei gibt es einige Fragen, die man sich zum Einstieg stellen sollte:

Dach begrünen: Selbst bauen oder bauen lassen?

Grundsätzlich kann eine Dachbegrünung auch selbst durchgeführt werden. Das eignet sich am meisten für simple und nicht hoch liegende Dächer, wie ein Carport. Dort besteht weniger Unfallgefahr. Schäden sind hier überwiegend leichter zu beheben und weniger kostspielig als ein falsch angelegtes, grünes Hausdach. Insbesondere bei aufwendigeren Dachbegrünungen muss man die Umsetzung gut planen, wer hier Fehler macht, riskiert Unfälle, Schäden und hohe Reparaturkosten:

  • Das Dach muss gut vor den Wurzeln und der Feuchtigkeit der Bepflanzung geschützt werden, damit diese dem Untergrund nicht schaden.
  • Das Gewicht der Begrünung muss gut berechnet werden und zu der Traglast der Dachfläche passen.
  • Arbeiten auf einem hohen, schrägen Hausdach sollten grundsätzlich einem Dachdecker in der Nähe überlassen werden. Diese sind darin ausgebildet, dort sicher zu arbeiten. Wenn sich Privatpersonen bei Dacharbeiten verletzen, zahlen auch Unfallversicherungen nicht immer, da sie Laien-Arbeiten auf einem Dach als grob fahrlässig bewerten.

Art der Dachbegrünung

Dachbegrünungen werden grob in zwei Kategorien eingeteilt: ein intensives oder extensives grünes Dach. Unterscheidungsfaktoren sind die Menge an Substrat, die deshalb notwendigen Materialien und das dadurch entstehende Gewicht.

  • Intensive Dachbegrünung (170 kg bis 300 kg pro m2): Bei dieser Bepflanzung benötigen die gewählten Pflanzen eine dicke Substratschicht. Dementsprechend muss das Dach mehr Gewicht tragen können. Der Pflegeaufwand und Kosten sind höher. Dafür kann man sogar Sträucher, Stauden und Bäume auf dem Dach anpflanzen.
  • Extensive Dachbegrünung (50 bis 170 kg pro m2): Bei der extensiven Begrünung werden nur Pflanzen gewählt, die gut mit geringen Substrathöhen auskommen. Dazu gehören Moose, Kräuter und Sukkulenten. Diese Art der Begrünung ist die für Privathaushalte meistgenutzte Variante, da sie günstiger und weniger pflegeaufwändig ist.

Planungscheckliste – das ist wichtig

Nach den ersten Überlegungen helfen die folgenden Checkpunkte, um zu bestimmen, welche Art von Gründach möglich ist und welche Materialien und Arbeitsschritte benötigt werden:

  • Flächenlast

Die Flächenlast für das Dach wird aus “der Gewichtskraft der Auflast” : “die Dachfläche” berechnet. Für die Flächenlast wird der wassergesättigte Zustand der Vegetation bedacht. Schneelasten und Verkehrslasten bei genutzten Dachterrassen müssen gesondert berechnet werden. Das Dach muss in der Lage sein, die potenziell mögliche Gesamtlast zu tragen. Eine für Carports übliche Extensivbegrünung wiegt in der Regel rund 120 kg/m2. Ein durchschnittliches Dach für ein Einfamilienhaus trägt aber meist nur rund 70 kg/m2.

-> Wer unsicher ist, ob das Dach die geplante Begrünung aushält, sollte einen Statiker oder Experten für die Dachbegrünung hinzuziehen.

  • Dachkonstruktion

Nicht alle Dachkonstruktionen eignen sich für jede Art der Begrünung. Warmdächer werden nicht durchlüftet und sind daher problemlos für alle Arten an Gründach anwendbar. Durchlüftete Kaltdächer und Umkehrdächer sollten stattdessen nur für Extensivbegrünungen verwendet werden.

-> Auch hier hilft ein Bauphysiker im Zweifel nach, die richtige Wahl zu treffen.

  • Gefälle/Dachneigung

In der Regel lassen sich Gründächer bei einer Neigung von 0° bis 30° problemlos aufbauen. Bei einem höheren Winkel müssen in der Regel Fachfirmen eingestellt werden, um ein sicheres, grünes Dach zu erhalten.

-> Ab 15° benötigt der Belag einen Abrutschschutz.

-> Bei besonders flachen Dächern mit unter 2 % Gefälle ist es stattdessen notwendig, das Dach besonders gut abzudichten und Entwässerungssysteme einzubauen, um stehenden Pfützen entgegenzuwirken.

  • Windsoglast & Verwehsicherheit

Insbesondere bei höheren und windexponierten Gebäuden muss der Dachbelag gut gegen die Einwirkungen von Wind abgesichert werden. Dafür wird ein Mindestgewicht festgelegt, das erreicht werden muss. Alternativ kann die Abdichtung mechanisch fixiert werden. Für eine zusätzliche Absicherung werden Vegetationsmatten oder Rasengittersteine mit Kies-Füllung im Randbereich des Daches verlegt.

-> Diese sind bei Privatgebäuden und ihrer kleinflächigen Dachbegrünung aber meist nicht nötig.

  • Brandschutz

Im Rahmen der Brandschutzvorschriften gilt ein Gründach als „harte Bedachung“. Für diese gibt es länderspezifische Brandschutzvorschriften.

-> Dabei müssen vor Fensteröffnungen beispielsweise mit einer Mindestbreite von 50 Zentimetern Kies- oder Plattenstreifen angebracht werden.

  • Wurzelschutz

Bei einem Gründach dient die Dachkonstruktion als Grundfläche. Diese muss vor den Wurzeln der Pflanzen geschützt werden. Diese können sich sonst in die Materialien graben und Schäden hinterlassen. Eine Dachbegrünung benötigt daher eine wurzelfeste Dachabdichtung oder eine separate Wurzelschutzbahn, die auf der bestehenden Dachabdichtung angebracht wird. Für diese Beschichtung eignen sich Bahnen, die durch das FLL-Prüfverfahren (Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V.) auf die Durchwurzelungs- und Rhizomfestigkeit untersucht wurden und anstandslos bestanden haben. Alternativ ist die DIN EN 13946 ein ausreichendes Gütezeichen.

  • Entwässerung

Um überschüssiges Wasser von dem Dach herunterzuleiten, werden innen- oder außen liegende Abläufe und Dachrinnen genutzt.

-> Ein Ablauf mit der Öffnungsweite DN 100 reicht für rund 300 bis 400 m2 Dachfläche aus.

Unabhängig von der Größe benötigt aber jedes Dach mindestens einen Ablauf und einen Notüberlauf. Bei Carports oder Garagen reicht meist eine Ablaufrinne.

-> Anlagen für die Entwässerung müssen zur Kontrolle immer sichtbar sein. Dafür muss man die genutzten Dachrinnen reinigen und frei von Vegetation halten.

  • Bewässerung

Neben der Entwässerung muss das Dach bei fehlendem Regen auch bewässert werden. Dafür sollte eine geeignete Wasserquelle in der Nähe vorliegen. Vor allem bei Intensivbegrünungen benötigt man einen praktischen Wasseranschluss für die dauerhafte Bewässerung.

-> Um Kosten zu sparen, kann man dafür in einer Zisterne Regenwasser sammeln und dieses verwerten.

  • Zugang zum Dach

Um das Dach zu warten und zu pflegen, benötigt man Zugang zu der Dachfläche. Ab 2 m Höhe benötigt das Dach dabei Absturzsicherungen.

-> Bei begehbaren Dächern nutzt man hier unter anderem Geländer. Zudem eignen sich Anschlagpunkte, damit man sich bei der Pflege des Daches absichern kann.

Fazit

Ein Gründach hat viele Vorteile und wird daher sogar in vielen Gemeinden gefördert. Wer die Begrünung umsetzen möchte, sollte sich zunächst intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. Dinge, wie die Tragfähigkeit des gewählten Daches, bestimmen, welcher Umfang der Bepflanzung möglich ist. Bei den meisten, regulären Dächern eignet sich hier eine leichte Extensivbegrünung.

Danach beeinflussen die Eigenschaften des Daches, welche Planungs- und Arbeitsschritte notwendig werden. Ab einer gewissen Schräge benötigt das Gründach beispielsweise einen Fall- und Abrutschschutz. Wer sichergehen möchte, ein langlebiges Gründach zu erhalten, ohne Schäden an dem Dach zu verursachen, kann mit Facharbeitern wie Dachdeckern und Experten für die Begrünung zusammenarbeiten.


Bildquelle Titelbild:

  • josefkubes/shutterstock.com

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