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Barrierefrei umbauen für Senioren

von Marc Hettenberger

Für die meisten Menschen ist es ein großer Wunsch, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu leben. Im Laufe der Jahre wird das eigene Zuhause zu einem vertrauten Rückzugsort, an dem man sich wohl fühlt, viel Zeit verbringt und persönliche Gegenstände aufbewahrt.

Die eigenen vier Wände sind oft mit vielen Erinnerungen verbunden und haben neben einem hohen emotionalen Wert auch viele finanzielle Investitionen in den Erhalt der Immobilie erfahren. Das Eigenheim dient somit nicht nur als Wohnstätte, sondern auch als Altersvorsorge. Im Laufe der Zeit können sich die Lebensumstände jedoch ändern. Was mit 30 Jahren noch leicht fiel, wie z.B. das Treppensteigen, kann mit 70 Jahren zur Herausforderung werden. Das Wohnen im Alter wird dadurch oft komplizierter.

Doch es gibt Lösungen. Durch einen barrierefreien Umbau kann die Nutzung der Wohnung für ältere und körperlich eingeschränkte Menschen deutlich erleichtert werden. Diese Maßnahmen erhöhen nicht nur den Wohnkomfort, sondern steigern auch den Wert der Immobilie insgesamt.

Was ist barrierefreies Wohnen?

Warum sollte eine Wohnung so gestaltet sein, dass sie für Menschen jeden Alters geeignet ist? Barrierefreies Wohnen soll es den Bewohnern ermöglichen, trotz möglicher Einschränkungen ihre Unabhängigkeit in der eigenen Wohnung zu bewahren. Barrierefreies Wohnen ist nicht nur für Menschen mit Behinderungen oder ältere Menschen wichtig, sondern auch für die Sicherheit von Kleinkindern, da es das Unfallrisiko verringert. Darüber hinaus erhöht Barrierefreiheit den Wohnkomfort durch eine optimale Raumnutzung.

Die Vorteile einer barrierefreien Wohnung werden besonders deutlich, wenn sich die Lebensumstände stark verändern. Im Idealfall sollte die Barrierefreiheit bereits bei der Planung eines Gebäudes berücksichtigt werden. Nachträgliche Anpassungen sind zwar möglich, aber oft mit größerem Aufwand und baulichen Kompromissen verbunden. Besonderes Augenmerk sollte auf die barrierefreie Gestaltung von Bädern, Küchen und Eingangsbereichen gelegt werden, da diese Bereiche häufig die größten Herausforderungen darstellen.

Tipps für das barrierefreie Wohnen

Bevor das ganze Haus für viel Geld umgebaut wird, können bereits einige Tipps und Tricks einen großen Unterschied machen. Kleine Veränderungen können das Leben mit Einschränkungen erheblich erleichtern. Hier sind einige einfache Schritte, die Ihren Alltag ohne großen Aufwand und hohe Kosten barrierefreier machen:

Entrümpeln: Entfernen Sie alles, was keinen wirklichen Nutzen hat und nur herumsteht. Dazu gehören Blumentöpfe auf Treppen, dekorative Tischchen und ungenutzte Regale. Das schafft Platz und Bewegungsfreiheit.

Sitze und Betten erhöhen: Mit zunehmendem Alter wird es schwieriger, aus tiefen Sesseln, Sofas oder Betten aufzustehen. Höhere Möbel erleichtern das Hinsetzen und Aufstehen erheblich. Sie können niedrige Möbel durch höhere ersetzen oder von einem Tischler höhere Beine einbauen lassen.

Verlängerungen für Fenstergriffe verwenden: Diese Verlängerungen ermöglichen auch Rollstuhlfahrern ein bequemes Öffnen und Schließen der Fenster. Es gibt fest montierte und mobile Verlängerungsgriffe. Noch komfortabler sind elektrische Antriebe mit Fernbedienung, die nachgerüstet werden können.

Stolperfallen beseitigen: Fußabstreifer oder Fußmatten sollten fest im Boden verankert oder bodenbündig eingelassen werden, um Stolperfallen zu vermeiden. Rutschhemmende Bodenbeläge und Beschichtungen können Stürze verhindern und ein sicheres Gefühl beim Gehen vermitteln.

Hilfsmittel griffbereit aufbewahren: Bewahren Sie Hilfsmittel wie Jackenknöpfe oder Schuhanzieher in der Nähe des Eingangs oder der Garderobe auf. Auch ein Rollator mit Einkaufskorb sollte in der Nähe der Haustür stehen, um den Alltag zu erleichtern.

Wie sieht es mit den Regularien aus?

In der Schweiz und in Deutschland gibt es Gesetze und Verordnungen, die den barrierefreien Umbau von Wohnungen und Gebäuden regeln, um Menschen mit Behinderungen oder eingeschränkter Mobilität den Zugang und die Nutzung zu erleichtern. Hier einige Informationen zu den beiden Ländern:

Schweiz

Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG): In der Schweiz regelt das Behindertengleichstellungsgesetz den Schutz vor Diskriminierung und die Förderung der Integration von Menschen mit Behinderungen. Es verpflichtet öffentliche und private Organisationen, angemessene Vorkehrungen zu treffen, um die Zugänglichkeit zu gewährleisten.

Bauvorschriften: Das Baurecht ist in der Schweiz auf kantonaler Ebene geregelt. Viele Kantone haben spezifische Vorschriften für hindernisfreies Bauen, die den Richtlinien der Norm SIA 500 entsprechen.

Finanzielle Unterstützung: Für den hindernisfreien Umbau von Wohnungen gibt es auch finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten, wie z.B. Beiträge der Invalidenversicherung (IV) oder kantonale Förderprogramme.

Deutschland

Behindertengleichstellungsgesetz (BGG): In Deutschland regelt das BGG die Rechte von Menschen mit Behinderungen und verpflichtet öffentliche Stellen zur Schaffung barrierefreier Zugänge und Nutzungsmöglichkeiten.

Technische Baubestimmungen: Die Technischen Baubestimmungen (insbesondere die DIN 18040) enthalten detaillierte Regelungen für den barrierefreien Wohnungsbau in Deutschland.

KfW-Förderung: Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet verschiedene Förderprogramme für den barrierefreien Umbau von Wohnungen an, um die finanzielle Belastung zu reduzieren.

Landesbauordnungen: In Deutschland können die Bauvorschriften von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sein, daher ist es wichtig, sich vor Ort über die jeweiligen Bestimmungen zu informieren.

In beiden Ländern ist Barrierefreiheit ein wichtiges Anliegen, um die Teilhabe aller Bürger am gesellschaftlichen Leben zu gewährleisten. Es ist ratsam, die lokalen Vorschriften und Fördermöglichkeiten zu recherchieren und gegebenenfalls Experten für barrierefreies Planen und Umbauen hinzuzuziehen, um sicherzustellen, dass alle erforderlichen Standards erfüllt werden.

Fazit

Barrierefreies Wohnen ist ein wesentlicher Aspekt, um Menschen jeden Alters und mit unterschiedlichen Bedürfnissen ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Es bietet nicht nur Komfort im Alltag, sondern auch Sicherheit, insbesondere für Senioren und Menschen mit körperlichen Einschränkungen.

Schon kleine Veränderungen und Anpassungen in der Wohnung können viel bewirken, ohne dass große Umbauten notwendig sind. Maßnahmen wie das Entfernen von überflüssigem Mobiliar, das Erhöhen von Sitz- und Liegeflächen, das Anbringen von Fenstergriffverlängerungen, das Beseitigen von Stolperfallen und das Anbringen von Hilfsmitteln in der Nähe des Eingangs können den Alltag erheblich erleichtern.

Die Planung und Umsetzung von Barrierefreiheit sollte idealerweise bereits bei der Planung eines Gebäudes berücksichtigt werden, um spätere Nachrüstungen zu vermeiden. Fachleute für barrierefreies Planen und Bauen können wertvolle Unterstützung leisten und sicherstellen, dass alle notwendigen Standards erfüllt werden. Barrierefreies Wohnen ermöglicht es Menschen, so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung zu bleiben und ihre Lebensqualität zu erhalten.


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