Home Haustechnik Balkonkraftwerke mit 1200 Watt: Ist das im Jahr 2023 erlaubt?

Balkonkraftwerke mit 1200 Watt: Ist das im Jahr 2023 erlaubt?

von Marc Hettenberger
Balkonkraftwerk

Ein kleines Stück des Balkons zur Verfügung stellen und dafür einen kleinen Beitrag zur Energiewende leisten: Immer mehr Haushalte in Deutschland erachten dies als eine gute Idee. Dies zeigt ein Blick in das Marktdatenstammregister der Bundesnetzagentur.

Dort sind aktuell 230.000 Stecker-Anlagen in ganz Deutschland verzeichnet, die Tendenz geht stark nach oben. Denn mehr als 50% davon wurden erst im Jahr 2023 angemeldet. Nun sorgt eine neue Gesetzesgrundlage für noch bessere Voraussetzungen. Was dabei zu beachten ist und ob nun die Chance für Balkonkraftwerke mit 1.200 Watt besteht, sehen wir uns in diesem Artikel an.

Balkonkraftwerke mit 1200 Watt: Die Einfachheit der Installation ist ein Anreiz für viele

Was fasziniert die Menschen so sehr am kleinen Balkonkraftwerk, dass davon im laufenden Jahr eine sechsstellige Zahl montiert wurde? Für viele ist es die Tatsache, dass die Solarmodule einfach angeschlossen werden können und von dem Moment an Strom liefern. Im Gegensatz zur komplexen Montage einer PV-Anlage auf dem Dach ist dies auf einfachste Art und Weise möglich. Auf diese Weise wird es selbst für die in einer Mietwohnung lebenden Menschen möglich, an der Energiewende zu partizipieren. Zwei Paneele reichen bereits aus, um eine Nennleistung von 800 Watt zu erzielen. Und vor allem am großen Balkongeländer steht genügend Fläche zur Verfügung, um eine Anlage sicher installieren zu können.

Gleichzeitig liefert ein Balkonkraftwerk eine beachtliche Menge an Strom. Modelle mit einer Nennleistung von 800 Watt, wie sie aktuell besonders hoch im Kurs stehen, erzeugen über ein Jahr gesehen rund 500 Kilowattstunden Strom. Nimmt man an, dass eine Kilowattstunde über den Versorger derzeit mit rund 37 Cent teuer bezahlt werden muss, liegt der jährliche Gewinn der Anlage bei bis zu 185 Euro. So dauert es etwa zwei bis drei Jahre, ehe sich das Balkonkraftwerk amortisiert hat und von nun an einen Nettogewinn erzielt.

Die erzeugte Menge an Strom ist so groß, dass sie ausreicht, um die Grundlast im Haushalt zu decken, die zum Beispiel durch Kühlschrank, Internet und die im Standby befindlichen Geräte entsteht.

Was sich durch die Reformen der Regierung ändert

Die Bundesregierung setzte sich das Ziel, den Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich zu fördern. Zu diesem Zweck soll auch der Sektor der Privathaushalte künftig mehr beitragen. Deshalb wurde im August 2023 ein Entwurf verabschiedet, der die Anschaffung von Balkonkraftwerken noch attraktiver machen soll. Unter anderem ging es darum, die bürokratischen Hürden massiv zu reduzieren.

solarmodule auf balkon

Astrid Gast/shutterstock.com

Bis dato müssen Käufer ihren Netzbetreiber darüber in Kenntnis setzen, wenn sie ein Balkonkraftwerk in Betrieb nehmen möchten. Zudem müssen sie diverse Daten des kleinen Kraftwerks im Marktstammdatenregister eintragen lassen, erst dann darf die PV-Anlage den Betrieb aufnehmen. Künftig ist es nicht mehr notwendig, den Netzbetreiber darüber in Kenntnis zu setzen, dass nun ein Balkonkraftwerk am Netz ist. Die Eintragung in das Marktstammdatenregister bleibt zwar weiter bestehen. Doch hier werden 2024 viel weniger Daten abgefragt als noch in diesem Jahr. Und auch beim Anschluss von einem Balkonkraftwerk will die Regierung noch einmal nachbessern.

In Zukunft sollen die Produkte alle mit einem normalen Schuko-Stecker angeboten werden. Dadurch ist garantiert, dass sie in eine handelsübliche Steckdose passen.

Der deutsche Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) äußerte sich bereits zu den beschlossenen Maßnahmen. Zwar gehen die Experten davon aus, dass trotz dieser Schritte der Anteil der Balkonkraftwerke an der gesamten Stromerzeugung im Land eher gering bleibt. Doch es sei ein wichtiger Schritt, um den Menschen eine stärkere Teilhabe an der Energiewende zu ermöglichen. Diese schont am Ende des Tages nicht nur den eigenen Geldbeutel. Außerdem handelt es sich um einen Weg, für eine stärkere Akzeptanz in Sachen Klimaschutz und Energiepolitik zu sorgen.

Das Balkonkraftwerk bis 1200 Watt

Nun gibt es viele Menschen, die noch etwas mehr aus ihrem Balkonkraftwerk herausholen möchten. Im Handel finden sich Kraftwerke mit einer Leistung von 1.200 Watt, die unter dem Namen Balkonkraftwerk verkauft werden. Doch während es den Händlern freisteht, ihre Ware auf diese Weise auszuzeichnen, wird sie in Deutschland rein rechtlich anders gehandhabt.

Auch im Jahr 2023 und unter den neuen gesetzlichen Voraussetzungen gilt eine PV-Anlage mit 1.200 Watt nicht mehr als Balkonkraftwerk. Grundsätzlich ist es erlaubt, eine Anlage dieser Größe auf dem Balkon aufzustellen und zu betreiben.

Dies gilt nicht nur für Besitzer eines Einfamilienhauses. Auch diejenigen, die zum Beispiel in einer Eigentümergemeinschaft leben, können dies auf ihrem Balkon tun. Doch wer die zusätzliche Leistung in Anspruch nehmen möchte, muss das kleine Kraftwerk als eine Dach-Solaranlage oder als eine Fassadeninstallation anmelden. Grund dafür ist laut Gesetzgeber die große zu erwartende Menge an überschüssigem Strom. Diese setzt weitere Installationen voraus, wie zum Beispiel den passenden Stromzähler, einen Speicher und den Verteiler. Wer sein Balkonkraftwerk also bis zur Leistung von 1.200 Watt bringen und den Ertrag steigern möchte, kann dies grundsätzlich tun. Doch der bürokratische Aufwand, der damit in Verbindung steht, ist ungleich größer als bei den etwas kleineren Anlagen.

Wovon ist der Ertrag abhängig?

Die angegebene Wattzahl eines Balkonkraftwerks bezieht sich auf die maximale Leistung, die mit den Modulen möglich ist. Die optimalen Bedingungen, welche dafür notwendig sind, können jedoch nicht vorausgesetzt werden. Wie hoch der Ertrag letztlich ist, hängt zum einen von der Ausrichtung ab. Am besten ist es, wenn ein Balkonkraftwerk nach Süden bzw. Südwesten ausgerichtet werden kann. Andere Himmelsrichtungen führen dazu, dass der jährliche Ertrag ein wenig kleiner ausfällt.

Zum anderen handelt es sich um eine Frage der Neigung. Als besonders günstig gilt eine Neigung von etwa 30 Grad, da auf diese Weise mehr Licht auf die Paneele fallen kann. Zudem sollten Betreiber prüfen, wie das Balkonkraftwerk angebracht werden kann, sodass es über möglichst lange Strecken des Tages in der Sonne liegt. Selbst eine Teilverschattung trägt dazu bei, dass sich der Ertrag der PV-Anlage deutlich reduziert. Im Schatten eines Baums oder eines anderen Hauses sind keine guten Werte mehr zu erzielen.

modernes balkonkraftwerk

Canetti/shutterstock.com

Zudem darf nicht vergessen werden, dass auch die Qualität der zum Einsatz kommenden Solarpaneele einen wesentlichen Einfluss auf den Ertrag hat. Je nach Hersteller und Aufbauprinzip kann sich deren Effizienz deutlich unterscheiden. Daher ist es wichtig, in hochwertige Produkte zu investieren und nicht an der falschen Stelle zu sparen. Vielmehr kann dies zu einem geringen Ertrag führen. Ein hochwertiges 600-Watt-Balkonkraftwerk ist bei optimaler Ausrichtung dazu in der Lage, etwa 450 bis 550 Kilowattstunden pro Jahr zu erzeugen. Pro Tag handelt es sich somit um etwas mehr als 1,4 Kilowattstunden. Wichtig ist, diesen Strom aktiv selbst zu verbrauchen, da er im Gegensatz zu einer auf dem Dach installierten Solaranlage nicht gegen eine Vergütung ins Netz eingespeist werden kann.

Es sind weitere Schritte zu gehen, bis 1200 Watt Balkonkraftwerke erlaubt werden

Die von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen helfen kurzfristig dabei, den bürokratischen Aufwand bei der Inbetriebnahme eines Balkonkraftwerks zu reduzieren. Dadurch sollen in den kommenden Jahren noch mehr Menschen auf die Idee gebracht werden, auf dem Balkon eigenen Strom zu produzieren.

Was jedoch die Leistung in der Kategorie „Balkonkraftwerk“ angeht, so wird sich erst einmal nichts ändern. Eine Anlage mit 1.200 Watt darf nicht mehr als Balkonkraftwerk bezeichnet werden und setzt aus diesem Grund eine komplexere Anmeldung und eine fachmännische Installation voraus. Dies geschieht zum Nachteil derjenigen, die auf ihrem Balkon noch Platz für ein drittes Solarmodul hätten, um noch mehr grünen Strom zu erzeugen. Bis sie dies nach dem Prinzip eines Balkonkraftwerks tun können, wird wohl noch einige Zeit ins Land gehen.


Bildquelle Titelbild:

  • Mariana Serdynska/shutterstock.com

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