Der Bärlapp, lateinischer Name Lycopodium, Trivialnamen zum Beispiel Drudenfuß, Wolfsfuß, Wolfsklaue, Schlangenmoos, Hexenkraut, Teufelskraut oder Gichtkaut, ist eine sehr interessante Pflanzenart. Es gibt mehr als 40 verschiedene Bärlapp-Arten, die in ganz unterschiedlichen Lebensräumen vorkommen.
Neben den typischen Vertretern aus tropischen Regionen kommen 15 Bärlappe allein in China vor, andere Arten stammen aus den Gebirgsregionen Afrikas, viele auch aus subarktischen Gebieten, wo sie in moosigen schattigen Hochwäldern, in Mooren oder im offenen Heideland besonders gern in der Nähe von Heidekraut wachsen. In Mitteleuropa sind nur einige wenige Arten heimisch, darunter der Keulen-Bärlapp, der Schlangen-Bärlapp, der Alpen-Bärlapp und der Tannen-Bärlapp. Carl von Linne, ein bedeutender schwedischer Naturforscher war der erste Biologe, der die Pflanzenart im Jahr 1753 in seinem Werk Speciem Plantum festlegte und systematisierte.
Die Geschichte des Bärlapps
Schon vor Hunderten Millionen Jahren, zur Zeit der Dinosaurier, wuchsen Bärlappe auf der Erde, damals waren sie noch so groß wie Bäume. Sie gehörten zu den Pflanzen, aus denen unsere heutigen Steinkohle-Lagerstätten sich gebildet haben. Bis in die Gegenwart haben es nur die kleinen krautartigen kriechenden Arten des Bärlapps überlebt und ihre Nischen gefunden. Sie sind sogenannte Gefäßsporenpflanzen. Das bedeutet, dass sie zwar, wie unsere höheren Pflanzen auch, Gefäße für den Stofftransport besitzen, aber sich nicht durch Samen, sondern durch das Abwerfen von Sporen verbreiten. Damit gehören sie genau wie die Farne, die Moose und die Schachtelhalme zu den ältesten Pflanzen unseres Planeten.
Der Bärlapp in der Magie und der Medizin
Im Mittelalter glaubten die Menschen, Bärlappe wären Zauber-und Hexenpflanzen, würden vor Dämonen, vor Schadzauberei und vor dem bösen Blick schützen. Kränze aus Bärlapp-Ranken über die Tür gehängt, sollten die Hexen abhalten, Bärlapp im Schuh garantieren, dass man jeden Gerichtsprozess gewann. Außerdem galt Bärlapp als Aphrodisiakum und als Mittel gegen verschiedene Krankheiten der Geschlechtsorgane, gegen Blasen-und Nierenleiden, gegen Leberleiden, gegen Gicht und Rheuma. Auch bei den Naturvölkern war Bärlapp eine sehr bekannte und häufig verwendete Heilpflanze.
Die indianischen Medizinmänner und die Schamanen nutzten ihn zum Beispiel für die Behandlung von schlecht heilenden Wunden, aber auch als Mittel, unerwünschte Schwangerschaften abzubrechen oder Krämpfe zu lindern. Heute wird der Bärlapp als Heilkraut hauptsächlich nur noch hochverdünnt in der Homöopathie, besonders bei Leber-und Gallenschwäche eingesetzt oder als Aufguss verwendet. Das Kraut des Bärlapps ist giftig und kann bei Überdosierung starke unerwünschte Nebenwirkungen, wie Erbrechen, Durchfall und Schwindel auslösen. Es enthält unter anderem stark giftige Alkaloide, die ähnlich wirken, wie das als starkes Pfeilgift sehr bekannte Curare. Schon geringe Dosen dieses Giftes können einen Frosch oder eine Maus töten.
Wie hoch die Konzentration des Giftes in den Bärlapp-Pflanzen im einzelnen ist, scheint von Art zu Art, aber auch vom Standort der Pflanzen abhängig zu sein. Aber das ist bisher noch nicht abschließend erforscht.
In den Sporen des Bärlapps finden sich dagegen kaum Giftstoffe, dafür fettes Öl und Polyterpene wie das Sporonin. Früher wurden diese Sporen im Variete und im Zirkus verwendet. Bei Feuerschlucker-Shows nahmen die Künstler die trockenen Sporen in den Mund und pusteten sie gegen eine Flamme, wo sie mit einem riesiger Feuerball förmlich explodierten. Das war eine Folge des enthaltenen Öls. Bärlapp wurde auch bei der Herstellung von Kondomen verwendet, die durch ihn gleitfähiger wurden.
Wie sieht der bei uns etwas häufiger anzutreffende Keulen-oder Kolben-Bärlapp aus?
Keulen-Bärlapp wächst als Jungpflanze unterirdisch, wobei er an einem Pilz aus der Gattung Glomus schmarotzt. Nach ungefähr fünf Jahren bilden sich über der Erdoberfläche kriechende Triebe, die von einem halben bis zu mehreren Metern lang werden können. Von diesen Haupttrieben gehen aufrecht stehende, ca. 10 bis 20 cm hohe Seitentriebe aus. Diese sind mit nadelartigen hellgrüne Blättchen besetzt, die an der Spitze mit einem Haar versehen sind. Das verleiht ihnen eine Art samtiges oder pelziges Aussehen. Daher rührt auch der lateinische Name Lycopodium (Lycos = der Wolf, podion = das Füßchen) oder der Trivialname Wolfsklaue. Die Entwicklung einer Bärlapp-Pflanze ist sehr langwierig und kompliziert.
Wenn eine Bärlapp-Pflanze geschlechtsreif wird, bilden sich im Sommer kleine Ähren aus, die sich, wenn sie reif sind, gelb verfärben. Im Herbst stoßen die Pflanzen aus diesen Ähren Millionen von Sporen aus, die mit dem Wind in gelben Wölkchen weit zerstreut werden. Bei günstigen Bedingungen fliegen die Sporen oft mehr als 300 Kilometer weit. Frühestens sechs Jahre später (meistens dauert es sogar noch viel länger) keimen die Sporen und bilden den sogenannten Vorkeim. Auf dem bilden sich dann nach weiteren 10 bis 15 Jahren männliche und weibliche, also zweigeschlechtliche Sexualorgane aus, die sich selbst befruchten.
Erst daraus entsteht dann wieder eine eigentliche Bärlapp-Pflanze oder ein Sporophyt. Dieser Vorgang wird in der Wissenschaft als Geschlechtswechsel bezeichnet.
Wegen der sehr langdauernden geschlechtlichen Vermehrung und wegen der Ansprüche an einen passenden Standort, verbreiten sich der Keulen-Bärlapp, aber auch die anderen Bärlapp-Arten nur sehr langsam und zögerlich. Jede Veränderung ihres Lebensraumes kann dazu führen, dass die sensible Pflanze eingeht. Dabei genügt es zum Beispiel schon, dass Bäume gefällt werden und der Standort nun mehr Sonne bekommt. Bärlappe sind auf Grund ihres geringen Vorkommens mittlerweile in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz als stark gefährdete Pflanzen eingestuft und entsprechend geschützt.
Lässt sich Bärlapp im Garten selbst ziehen?
Das ist, wie bereits erwähnt, tatsächlich kein leichtes Unterfangen. Ein Grund dafür ist, dass er solange braucht, um zu keimen. Weil er unter Artenschutz steht, ist es auch nicht möglich, ihn in freier Natur auszugraben. Exemplare aus Wurzelteilung zu bekommen, ist ebenfalls schwierig und die arttypischen Bodenverhältnisse lassen sich auch nicht leicht herstellen. Wer das Glück hat, trotzdem eine Bezugsquelle zu finden, kann nur versuchen, Bärlapp im eigenen Garten heimisch zu machen, indem er für einen lockeren, armen, kalkfreien und sauren Boden sorgt. Am besten ist Nadelwald-oder Heideboden.
Der Standort sollte außerdem weder zu verschattet, noch zu hell sein, möglichst in der Nähe von Nadelbäumen oder von Heide-Anpflanzungen liegen. Bärlapp selbst zu ziehen ist also wirklich nur etwas für Fachleute oder ausgesprochene Fans dieser sehr besonderen Pflanzenart. Er ist nicht einmal in jedem botanischen Garten, oder im jedem Alpen-Schaugarten zu finden und noch weniger im heimischen Garten.
Wird Lycopodium auch als tropische Zierpflanze angeboten?
Ja, die Bärlapp-Arten aus den Tropen, die in ihrer Heimat sehr oft zusammen mit Orchideen wachsen, werden auch bei uns im Fachhandel gelegentlich mit den zauberhaften blühenden Orchideen als Begleitpflanzen angeboten und bilden zusammen einen sehr schönen Blickfang. Es handelt sich dabei um Bärlappe, die zum Beispiel mit Moos aufgebunden werden können. Aber auch allein bilden diese Lycopodium-Arten, auch wenn sie nie Blüten haben, einen hübschen Blickfang auf der Fensterbank oder am Fenster hängend bzw. im Wintergarten oder auch im Terrarium. Die tropischen Bärlapp-Gewächse lassen sich auch deutlich leichter vermehren und pflegen als die heimischen Arten.
Sie brauchen eigentlich nur ein Orchideensubstrat, eine Temperatur über 20 Grad und genügend Luftfeuchtigkeit. Kann man ihnen das bieten, dann kann man versuchen, neue Triebe ins Substrat einsetzen oder längere Triebe auf das Substrat aufzulegen und hoffen, dass sie sich bewurzeln. Das gelingt auch hier durchaus nicht immer, aber es ist möglich. Bei der Pflege der tropischen Bärlapp-Arten, sollte sehr sparsam mit Dünger umgegangen werden, den vertragen sie häufig nicht gut. Außerdem ist neben der ausreichenden Luftfeuchtigkeit auch das richtige Maß an Gießwasser wichtig. Die Pflanzen vertragen absolut keine Staunässe. Außerdem sollten die tereten tropischen Lycodpoium-Arten zwischendurch immer mal wieder gut austrocknen, die weicheren Arten aber dürfen gerade nicht austrocknen.
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