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Putz im Badezimmer: Wissenswertes und Tipps zur richtigen Auswahl

von Marc Hettenberger
Putz im Badezimmer

Hierzulande sind Fliesen im Bad Standard. Die Wand ist traditionell zumindest über dem Waschbecken, über der Badewanne und in der Dusche gefliest. Wände und Boden sind sehr häufig ebenfalls komplett gefliest, wobei die gekachelte Wandfläche bis knapp unter die Decke reicht. Ein derartiges Fliesendesign entspricht allerdings nicht jedermanns Geschmack – darüber hinaus bieten verfugte und gekachelte Wände oftmals nicht den optimalen Schutz vor Schimmel und Feuchteschäden.

Als gute Lösung bietet sich in solchen Fällen Putz an. Wer den richtigen Verputz statt Fliesen verwendet, kann damit schimmelresistente, fugenlose und extrem schöne Badezimmerwände gestalten. Putz ist nicht nur ein wohn- und raumgesundes, sondern ebenso ein vielseitiges Material und der landläufigen Meinung entgegen für das Bad durchaus gut geeignet.

Putz im Bad: Grundlegende Informationen

Badezimmer werden sehr oft als Nass- oder Feuchträume bezeichnet. Das ist eigentlich nicht schlimm, denn wer ein Badezimmer baut, renoviert oder modernisiert, muss bei der Materialauswahl sowie bei den anfallenden Arbeiten berücksichtigen, dass die Oberflächen im Bad durch Spritzwasser oder Kondenswasser zumindest zeitweise feucht beziehungsweise nass wird. Laut der Ausführung von Putz und Putzsystemen (DIN V 18550) zählen Küchen und Bäder in Wohnungen aber gerade aus diesem Grund nicht zu den Feuchträumen – sie zählen zu den Räumen mit üblicher Luftfeuchte, in denen eine Vielzahl an gängigen Putzarten bedenkenlos verwendet werden können.

Ein zusätzlicher Hinweis: Zu den Feuchträumen gehören, aus Sicht der Materialbestimmungen und Bautechnik, zum Beispiel gewerbliche Großküchen, öffentliche Duschräume und Schwimmbäder oder Saunen. Zu den Nassräumen gehören Innenräume, in welchen bei bestimmungsgemäßer Anwendung derartig viel Wasser anfällt, dass eine Fußbodenentwässerung für dessen Ableitung erforderlich wird.

Mineralischer Putz als Alternative zu Fliesen im Badezimmer

In einem normal verwendeten Bad können die Wände mit Mineral-Putzen auf Zement-, Kalk- oder Gipsbasis verputzt werden. Lehmputz ist im Bad ebenfalls möglich, obwohl das Material von sich aus wenig feuchtebeständig ist. Denn nicht nur viele spezielle, für Bäder geeignete Trockenmischungen, sondern ebenso Materiale für die Weiterbehandlung der Putzoberfläche, zum Beispiel mit einem Anstrich, einer Imprägnierung oder Wachs, beeinflussen die Eigenschaften der Oberfläche und erhöhen bei richtiger Ausführung den Feuchteschutz und die Stabilität.

putz anstatt fliesen

Viktoriya Krayn/shutterstock.com

Gipsputz darf nicht tief durchfeuchtet oder dauerhaft nass sein, ansonsten wird er bröckelig und verliert seine Festigkeit. Wenn er allerdings nur hin und wieder mit Feuchtigkeit benetzt wird und danach wieder trocknen kann, dann macht ihm die Feuchte nichts aus. Aufgrund seiner Zusammensetzung ist er bestens in der Lage, Wasserdampf und Feuchtigkeit aufzunehmen und erneut abzugeben. Dieselben Eigenschaften hat auch Kalkputz, der des Weiteren hervorragenden Schutz vor Schimmelpilzen bietet, da diese auf einer intakten und sauberen Kalkoberfläche keine Nahrung finden.

Putze aus Zement werden sehr fest und können dementsprechend als Duschwand dienen. Der Putz muss allerdings überall dort, wo er mit der Haut berührt werden kann, perfekt beschichtet oder geglättet werden, um Verletzungen zu verhindern. Beim Badezimmer-Verputzen werden Zement, Gips oder Kalk nicht in reiner Form verwendet: Hier kommen fertige Trockenmischungen wie Haftputzgips, Kalk-Zement-Putz, Gips-Kalk-Putz, oder Gips-Zement-Putz zum Einsatz.

Derartige Mischungen aus dem Baustoffhandel oder Baumarkt sind in der Regel besonders verarbeitungsfreundlich – d. h. sie können einfach angerührt, aufgebracht und verteilt werden.

Sie vertragen sich mit fast allen gängigen Weiterbeschichtungen und Untergründen und bilden nicht zu schnell ab. Ob eine Imprägnierung, Grundierung oder Ähnliches erforderlich ist und was davon zur Putzart passt, kann man entweder von den Herstellerangaben auf dem Produkt ablesen oder direkt beim Fachpersonal abfragen. Alternativ kann man sich ebenfalls auch vom Fachmann (Maler- oder Stuckateurmeister) beraten lassen und nach einer Empfehlung bitten.

Tipp: Zu den schönsten und anspruchsvollsten Kalkputzen gehören die sogenannten Kalkpresstechniken Stucco Veneziano und Tadelakt, die wegen ihrer Langlebigkeit, Wetter- und Wasserbeständigkeit seit Jahrhunderten für Bäder und Außenfassaden verwendet werden. Da die Verarbeitung viel Erfahrung und Fachwissen erfordert, ist es empfehlenswert vormals einen Stuckateur um Rat zu fragen oder sogar einen Meister zu beauftragen.

Was ist besser: Alte Fliesen überputzen oder abschlagen?

Wenn man im eigenen Badezimmer keine Kacheln oder Fliesen mehr sehen möchte, dann können diese auch einfach überputzt werden. Dieser Vorgang sollte ausschließlich von einem Profi ausgeführt werden, da die Arbeit viel Know-how und Erfahrung erfordert und zudem hohe Anforderungen an die Arbeitssicherheit stellt – zum Beispiel wenn Lösemittel verwendet werden. Es gibt unterschiedliche Putzarten, die bei der richtigen Vorbereitung des Untergrunds sicher haften und nach dem Trocknen weiter bearbeitet werden können, beispielsweise durch Tapezieren, Streichen oder Schleifen.

bad verputzen

Labutin.Art/shutterstock.com

Es wird schwieriger, wenn die alten Wände bereits durch Schimmel oder Feuchtigkeit geschädigt sind. Algenbewachsene, ausgebrochene und schimmelige Fugen, lose Kacheln und bröckelnder oder weicher Putz sind Hinweise auf Altlasten, die man unter einer neuen Putzschicht nicht einfach verstecken kann – diese müssen vorher bereinigt werden. Damit man die Situation richtig einschätzen kann, muss man hinter die Oberfläche schauen. Auch bei diesem Vorgang lohnt es sich, einen Experten um Rat zu bitten, bevor man Meißel und Hammer schwingt oder an den Badezimmerwänden Probebohrungen vornimmt.

Wasser kann schließlich eigenwillige Wege nehmen, sodass unerfahrene Sanierer und Heimwerker stets Gefahr laufen, Schäden unter- oder überzubewerten.

Das Abschlagen von Fliesen ist eine staubige, schmutzige und anstrengende Angelegenheit, bei der zudem eine große Menge Schutt anfällt und letztendlich entsorgt werden muss. Deswegen ist es verständlich, wenn man diese Arbeit möglichst vermeiden möchte. Man sollte aber ebenfalls bedenken, dass das Badezimmer kleiner wird, wenn man eine zusätzliche Putzschicht aufbringt. Rechnerisch ist der Raumverlust zwar nicht groß, doch bei einem ohnehin ungünstig geschnittenen oder kapp bemessenen Bad wird er dennoch deutlich wahrgenommen.

Der richtige Putz für das Badezimmer: Fliesen austauschen lohnt sich

Falls die Wände nicht deckenhoch gekachelt sind, muss der Übergang beim Überputzen der Fliesen ebenfalls ausgeglichen werden, wenn die Wände ihren Stufencharakter nicht beibehalten sollen. Bei Badsanierungen kann man im Gegensatz dazu in Altbauten zusätzlichen Raum gewinnen, indem man die Fliesen durch Putz ersetzt. Denn Kacheln und Fliesen wurden früher nicht mit einer dünnen Schicht Fliesenkleber an die Wand befestigt, sondern meistens im sogenannten Dickbettverfahren, bei welchem jede einzelne Fliese auf eine dicke Schicht Mörtel gesetzt wird.

Diese massiven Mörtelklumpen werden ebenfalls entfernt, um den neuen Putz auf den Unterputz auftragen zu können. Da sich die alten Mörtelklumpen selten freiwillig und beinahe nie im Ganzen lösen (was den Unterputz häufig auch in Mitleidenschaft zieht), bedeutet das noch mehr Arbeit. Der Aufwand lohnt sich allerdings, da man nachher mehr Platz im Bad hat und zudem ein neues sauberes Putzsystem, welchen einem eine Vielzahl an Möglichkeiten zur individuellen Raumgestaltung lässt – von Anstrich und Strukturierung über kreative Marmorieruns- und Farbtechniken bis hin zu schmückenden Materialien wie Glitzer, Sand, in den Putz gedrückte Glasmurmeln, Muscheln aus dem letzten Urlaub oder einfach ein selbst gemachter Mosaik.

Bildquelle Titelbild:

  • Syda Productions/shutterstock.com

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