Vor einigen Monaten ist die erste Säule der Cannabis-Legalisierung in Kraft getreten. Nicht alle Ziele, die im Koalitionsvertrag der Ampelregierung angeführt sind, konnten dabei umgesetzt werden. Trotzdem begann im Hinblick auf den Umgang mit der uralten Heil- und Nutzpflanze Hanf (Cannabis) ein neues Zeitalter. Nach über 50 Jahren der Verbannung wurde Cannabis von der Liste der besonders gefährlichen Substanzen gestrichen.
Überdies kann jeder Erwachsene bis zu 50 Gramm sein Eigen nennen, ohne mit einer Strafe rechnen zu müssen. Mit der Einführung sogenannter Cannabis-Clubs kommt es zu einer kontrollierten Abgabe. Vor allem aber darf privater Anbau betrieben werden, um den Eigenbedarf zu decken. Was haben Cannabis-Fans ohne Gartenerfahrung zu beachten, um sich an einer guten Ernte zu erfreuen?
Cannabis-Anbau in Innenräumen
Cannabis ist eine äußerst genügsame Pflanze, die auch in unseren Breiten und klimatischen Verhältnissen problemlos hochgezogen werden kann. Während sie im Gewächshaus oder im Freiland keiner besonderen Pflege und Aufmerksamkeit bedarf, muss beim Anbau innerhalb der eigenen vier Wände etwas nachgeholfen werden, um die natürlichen Bedingungen zu imitieren. Dazu sollte sich das folgende Equipment angeschafft werden:
- Growzelt: Am besten für den Anbau in der Wohnung eignet sich ein eigenes, abgeschlossenes Zimmer. Ist ein solches nicht vorhanden, bietet sich der Kauf eines Growzeltes an. Als besonders platzsparend erweisen sich dabei Growzelte für den Kleiderschrank.
- Ventilator: Während in Cannabis-Clubs ein ausgeklügeltes Belüftungssystem zu empfehlen ist, kann der private Anbauer mit einer überschaubaren Anzahl von Pflanzen auf einen handelsüblichen Ventilator zurückgreifen.
- Beleuchtung: Damit die Photosynthese und das Wachstum der Pflanzen in Gang gebracht werden, bedarf es einer oder mehrerer starker LED-Lampen.
- Blumentöpfe: Quadratische Gefäße in verschiedenen Größen sind optimal für den Anbau auf begrenztem Raum.
- Blumenerde: Beste Erfolge werden mit mineralreicher Bio-Erde erzielt.
- Zeitschaltuhr: Eine solche wird notwendig, um den Hell-Dunkel-Rhythmus zu imitieren.
Die Auswahl des Saatguts
Derzeit beziehen die Grower ihr Saatgut über das Internet, wobei vor allem niederländische Anbieter gute Qualität liefern. Zukünftig können die Samen auch über die Cannabis-Clubs bezogen werden. Für den Indoor-Anbau eignen sich feminisierte Samen, bei denen das männliche Erbgut herausgezüchtet wurde. Denn nur weibliches Saatgut produziert Tetrahydrocannabinol (THC), die Substanz, die für die psychoaktiven Wirkungen verantwortlich ist. Selbstblühende (autoflowering) Samen haben zudem den Vorteil, dass die Blütephase unabhängig von den Jahreszeiten beginnt, sodass mehrere Ernten im Jahr möglich werden.
Cannabis-Anbau in den eigenen vier Wänden
Beim Anbau in geschlossenen Räumen muss, abhängig von der Qualität der verwendeten Samen, mit bis zu acht Monaten zwischen der Keimung und der Ernte gerechnet werden. Die Pflanzen durchlaufen dabei mehrere Phasen.
Keimphase
Zuerst sind die angelieferten Samen zur Keimung zu bringen. Dafür bedarf es keines großen Aufwands. Benötigt werden zwei Blatt gut durchfeuchtetes Küchenpapier und zwei Teller. Die Samen werden in die Küchentücher eingebettet. Damit sie vor Licht geschützt sind, wird das Arrangement auf einen Teller drapiert. Darauf wird der andere Teller mit dem Boden nach oben platziert. Nach etwa einer Woche bilden sich bei Raumtemperatur kleine Keimblätter von etwa zwei Zentimetern Größe aus.
Setzlinge umtopfen
Die kleinen Keimlinge werden nun in einen Topf gesetzt. In den ersten drei Wochen ist es empfehlenswert, mit dem Gießwasser sparsam umzugehen, damit die feinen Wurzeln ausreichend belüftet werden. Sobald die Keimblätter fünf bis sieben “Finger” ausgebildet haben, beginnt die eigentliche Wachstumsphase. Es kann von Vorteil sein, die Pflänzchen nochmals in einen ausreichend großen Topf umzusetzen.
Wachstumsphase
Die Wachstumsphase dauert, je nach Samenwahl, zwischen einem und vier Monate. Um ein gesundes Wachstum zu fördern, ist es ratsam, dem Gießwasser etwas Naturdünger beizugeben. Wenn ab und zu die Spitzen der Pflanze beschnitten werden (Topping), wächst diese eher in die Breite und kann das Licht besser ausnutzen.
Blütephase und Ernte
Mit Beginn der Blütephase bilden sich harzige Knospen aus. Sobald sich die Pflanzenhaare (Trichome) milchig färben, ist das Gewächs bereit zur Ernte. Die ganze Pflanze wird abgeschnitten und in einem nicht zu hellen, gut belüfteten Raum bei Zimmertemperatur etwa vierzehn Tage lang getrocknet. Danach können die Blüten konsumiert werden.
Bildquelle Titelbild:
- Cannabis_Pic/shutterstock.com