Die in der DDR sehr beliebte Simson Schwalbe wird nicht mehr produziert, aber als gebrauchtes Liebhaberstück weiter gehandelt. Die DDR-Jahrgänge 1950 bis etwa 1970 erinnern sich noch gut daran, wie sie mit diesem Moped das Fahren lernten. Es war und ist sehr alltagstauglich, wird allerdings zunehmend von den kleineren elektrischen Motorrollern abgelöst. Doch gerade für Jugendliche kann die Schwalbe, die beim Opa noch in der Garage steht, wie schon vor 50 Jahren ein ausgezeichnetes Gefährt sein, um damit die ersten Meter auf einem Kraftfahrzeug zurückzulegen.
Wann brauche ich einen Drosselsatz für meine Simson Schwalbe?
Jugendliche benötigen für eine sehr stark gedrosselte Schwalbe gar keinen und für die mäßig gedrosselte Schwalbe nur einen AM-Führerschein. Die genauen Erläuterungen folgen weiter unten. Pauschal steht fest: Die Schwalbe hat auch verkehrsrechtlich viele Vorzüge, doch eine Drosselung kann unumgänglich sein. Das vom DDR-Unternehmen Simson in Suhl zwischen 1964 und 1986 gefertigte Kraftrad gibt es in neun Baureihen mit einem Hubraum von 49,6 bis 49,9 cm³ und Leistungen zwischen 2,5 und 2,7 kW (3,4 bis 3,67 PS).
Beim Tanken muss für den Einzylinder-Zweitakter heutzutage Öl ins Benzin gegossen werden (Mischungsverhältnis zwischen 1:33 bis 1:50), weil der Motor direkt über das Öl im Kraftstoff geschmiert wird. Zu DDR-Zeiten gab es diese Mischung direkt an der Zapfsäule. Der Tank fasst 6,8 Liter und darf dementsprechend maximal mit ~6,5 Litern betankt werden, damit noch Platz für das Öl ist. Mit diesem kleinen Motor erreicht die Simson Schwalbe eine Höchstgeschwindigkeit bis 60 km/h. Bauartlich ist sie ein Moped (heute: Kleinrad) und darf mit dem Führerschein AM gefahren werden, der allerdings eigentlich nur für Fahrzeuge mit maximal 45 km/h gilt.
In der DDR war das Fahren der Schwalbe mit einem Mopedführerschein zulässig, den Jugendliche schon ab dem 15. Lebensjahr erwerben konnten. Bei der Aushandlung des Einigungsvertrages zwischen der alten Bundesrepublik und der DDR im Jahr 1990 fuhren noch sehr viele DDR-Mopeds, darunter auch etliche Schwalben, auf ostdeutschen Straßen. Im Einigungsvertrag wurde daher für diese Mopeds eine Ausnahmeregelung festgelegt, die noch für alle Modelle bis zu einer Zulassung im Februar 1992 gilt. Spätere Modelle müssen aber gedrosselt werden, damit sie weiter auf der Straße unterwegs sein dürfen. Für diese Drosselung gibt es spezielle Drosselsätze.
Umgang mit einem Drosselsatz für die Schwalbe
Die Simson Schwalbe ist grundsätzlich wartungs- und bastelfreundlich aufgebaut. Das erleichtert es, an ihr Veränderungen vorzunehmen, was schon die Jugendlichen in der DDR schätzten. Auch heutzutage lässt sich ein Drosselsatz in die Simson Schwalbe recht schnell einbauen. Das Fahrzeug muss nur noch anschließend vom TÜV abgenommen werden. Den Drosselsatz bauen Besitzer ein, welche mangels passendem Führerschein die Schwalbe ansonsten nicht fahren dürften. Der Einbau des Drosselsatzes gelingt auch in der heimischen Garage. Eine Werkstatt muss nicht beauftragt werden. Allerdings ist das passende Zubehör erforderlich, das nicht leicht zu finden ist.
Die Schwalbe wird schließlich schon seit Jahrzehnten nicht mehr gebaut. Drosselsätze gibt es gebraucht, sie sind online zu finden. Mit ihnen lässt sich die Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs von den technisch möglichen 60 km/h deutlich herabsetzen, was gerade für Jugendliche interessant ist, die ein Kraftrad mit dieser Geschwindigkeit nicht fahren dürfen. Zu beachten ist hierbei ein wichtiger Fakt, der in Foren zu historischen DDR-Fahrzeugen häufig thematisiert wird: Die Schwalbe als Liebhaberstück und Oldtimer hat einen gewissen Wert, wenn sie gut in Schuss ist.
Solche Modelle sind nur noch selten mit der Originalzulassung bis 60 km/h zu finden. Für eine gedrosselte Schwalbe sinkt dieser Liebhaberwert. Dennoch könnten gerade junge Besitzer daran interessiert sein, die Schwalbe auf 45 km/h oder gar auf 25 km/h zu drosseln. Für 45 km/h genügt der Führerschein AM, für 25 km/h ist gar kein Führerschein erforderlich. Daher finden viele junge Leute diese stärkere Drosselung besonders interessant.
Wie sieht es mit der TÜV-Zulassung aus?
Die im Internet angebotenen Drosselsätze für die Simson Schwalbe verfügen nicht über eine eigene TÜV-Zulassung, sondern bestenfalls über ein Gutachten, das ihnen bescheinigt, dass sie prinzipiell TÜV-konform sein können. Dennoch muss das Fahrzeug nach dem Einbau zum TÜV, damit es seine Straßenzulassung behält. Das kostet mehr als die üblichen 30 bis 50 Euro für eine Änderungsabnahme. Es ist zu empfehlen, den TÜV vor Ort vorab zu befragen. Dabei geht es nicht nur um die Kosten, sondern auch um die Chance, dass das Fahrzeug mit Drosselklappe den TÜV besteht. Solche TÜV-Abnahmen sind nach Umbauten am Fahrzeug gemäß § 19 StVZO vorgeschrieben.
Ansonsten würde die Betriebserlaubnis des Kraftrads erlöschen. Für viele Tuningteile existiert bereits eine TÜV-Zulassung. Nach dem Einbau ins Fahrzeug ist nur noch eine Änderungsabnahme beim TÜV erforderlich. Beim Drosselsatz für die Simson Schwalbe ist das allerdings nicht der Fall. Hier muss sich der TÜV das Teil separat anschauen. Es kann empfehlenswert sein, mit der beschafften Drosselklappe schon vor dem Einbau zu einem TÜV-Gutachter zu gehen und ihn zu fragen, ob die Abnahme klappen wird. Die Kollegen helfen sehr gern.
Es gibt beim TÜV Sachverständige für solche Gutachten. Wenn dieses Gutachten positiv ausfällt, erhält die Schwalbe nach dem korrekten Einbau vom TÜV eine Einzelbetriebserlaubnis. Das Gutachten und die nachfolgende Erteilung der Einzelbetriebserlaubnis können allerdings insgesamt recht teuer sein. In Fachforen wird teilweise von bis zu vierstelligen Beträgen berichtet. Damit würde die TÜV-Abnahme inklusive Gutachten für die Drosselklappe den Wert des Fahrzeugs deutlich übersteigen. Jedermann muss für sich entscheiden, ob sie/er so viel Geld für eine gedrosselte Simson Schwalbe ausgeben möchte.
Teile für den Drosselsatz
Der Drosselsatz benötigt bestimmte Teile, die zum speziellen Modell passen müssen. Wir erinnern uns: Von der Schwalbe gab es neun Baureihen. Die betreffenden Teile sind:
- ein Kettenrad,
- ein Bing-Vergaser,
- ein Ansaugtrakt,
- ein gedrosselter Auspuff und
- ein gedrosselter Zylinder.
Generell ist zwischen den beiden Modellen /1 und /2 der Simson Schwalbe zu unterscheiden. Das Modell /2 lässt sich noch recht unkompliziert drosseln, doch das Modell /1 benötigt nach dem Einbau des Drosselsatzes eine vollständig neue Betriebserlaubnis, die recht teuer wird. Die Händler liefern durchaus die passenden Drosselsätze für das betreffende Modell, doch um Irrtümer auszuschließen, ist es empfehlenswert, bei der Bestellung die Fahrgestellnummer der Schwalbe anzugeben. Nach dem Einbau der Drosselklappe und der Abnahme durch den TÜV können die Besitzer dann wahlweise mit einer Geschwindigkeit von maximal 45 km/h oder auch nur 25 km/h am Straßenverkehr teilnehmen.
Elektronische oder mechanische Drosselung
Für die Schwalbe gibt es elektronische und mechanische Drosselungen. Wiederum passen diese nicht zu allen Fahrzeugmodellen. Die elektronische Drosselung, die natürlich auch mechanische Komponenten enthält, kann der Simson Schwalbe eine Straßenzulassung als offener Roller verschaffen. Allerdings ist die mechanische Drosselung deutlich kostengünstiger. Bei korrektem Einbau und korrektem Bausatz können beide Varianten eine TÜV-Zulassung erhalten.
Die Baureihen der Simson Schwalbe in der Übersicht
Da die Drosselsätze zu verschiedenen Baureihen der Simson Schwalbe passen, sollten Besitzer diese Baureihen kennen, um ihr eigenes Fahrzeug einzuordnen. Es gibt die beiden Baureihen KR 51/1 und KR 51/2 mit jeweils verschiedenen Modellen:
- KR 51/1: Modelle KR 51 der Baujahre 1964 bis 1968, KR51/1 (Baujahre 1968 bis 1980, wahlweise mit Hand- oder Fußschaltung als KR 51/1F) und KR 51/1 K (Baujahre 1974 bis 1980, Fußschaltung)
- KR 51/2: Modelle KR51/2E, KR 51/2N und KR51/2L, alle aus den Baujahren 1979 bis 1986 sowie komplett mit Fußschaltung (drei oder vier Gänge)
Der Hersteller GOVECS bietet seit 2016 eine moderne Schwalbe im Design der historischen Modelle an. Sie sieht der KR51 sehr ähnlich und fährt elektrisch bis zu 45 km/h schnell. 2017 folgte eine weitere Version, die 90 km/h schnell werden kann.
Fazit
Es gibt einen Drosselsatz für die Simson Schwalbe, doch er ist nicht inklusive der TÜV-Abnahme einfach über den Handel zu beziehen, wie das bei den meisten anderen Tuningteilen der Fall ist. Der Gang zum TÜV ist nach der Drosselung unumgänglich und dürfte teuer werden. Wer einfach das Design der historischen Schwalbe liebt, kann über das elektrische Modell von GOVECS nachdenken.
Bildquelle Titelbild:
- Animaflora PicsStock/shutterstock.com