Home Wohnen & Einrichten Strom ohne Schufa trotz Energiekrise: Schwieriger, aber nicht unmöglich

Strom ohne Schufa trotz Energiekrise: Schwieriger, aber nicht unmöglich

von Marc Hettenberger

Die vergangenen Monate seit Ende Februar waren für deutsche Energiekunden geprägt von ständigen Hiobsbotschaften. So schlimm die Lage für die Menschen in der Ukraine ist: Die aktuellen Entwicklungen für Verbraucher, die auf Gas und Strom angewiesen sind, darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen. Natürlich stellt die im September gestartete Energiepreispauschale in Teilen eine Entlastung für die Haushalte im Land dar.

Viele Kundinnen und Kunden, darin sich Energieexperten einig, werden aber trotz aktueller und möglicherweise kommender Rettungsschirme von staatlicher Seite unter erheblichem Druck stehen. Denn derzeit ist kaum absehbarer, wie stark die Preise auf dem Weltmarkt noch steigen werden. Besonders problematisch ist die Situation für jene Verbraucher, die wegen hoher Vorbelastungen auf Strom trotz Schufa angewiesen. Genau diese Zielgruppe leidet in besonderer Weise unter den derzeitigen Markttrends.

Strom ohne Schufa – spätestens die Grundversorgung erlaubt preiswerte Versorgung

Nicht genug, dass Kunden mit einer schwachen Bonität (Kreditwürdigkeit) im Falle eines Antrags ohnehin nur bei einer begrenzten Auswahl von Tarifen und Stromanbietern auf eine positive Entscheidung hoffen dürfen. Selbst bei Grundversorgern gibt es seit Beginn des Krieges in der Ukraine inzwischen strengere Vorgaben für einen Vertragsabschluss. Das aktuelle Problem jedenfalls hatte lange kaum jemand auf dem sprichwörtlichen „Schirm“. Die Entwicklung der Gaspreise zeichnete sich sehr früh – im Grunde schon im Vorfeld des Krieges – ab. Inzwischen haben Millionen Haushalte von Versorgern Post mit Hinweisen auf vielfach sehr deutlich steigende Preise pro Kilowattstunde Gas erhalten.

Doch die eigentliche Situation spitzt sich während des Sommers insoweit zu, als immer deutlicher auch eine Stromkrise in Deutschland erkennbar wird. Wer dieser Tage nach den besten Strompreisen Ausschau hält, stellt fest: Stromkunden finden längst nicht mehr weiteres Preise auf dem Niveau vom Beginn des laufenden Jahres.

Trend auf dem deutschen Strommarkt schürt Verbraucherängste

Und mehr noch. Nie zuvor sind die Strompreise so massiv gestiegen wie 2022. Ende August 2021 lag der durchschnittliche Preis pro Kilowattstunde Strom bei rund 83 Cent. Schon dieser Kurs bewegte sich dank der Auswirkungen der Pandemie auf einem extremen Hoch. Während gerade neue Stromkunden, die ab dem Herbst 2021 einen Tarifwechsel vornehmen und dadurch mitunter wesentliche Ersparnisse erreichen konnten, sanken die Preise im Juni 2022 auf ihre vorläufige Talsohle.

Allerdings: Weit unter die Marke von 2.000 Euro gaben die Ausgaben für Strom bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 5.000 Kilowattstunden nicht nach. Um auf den kWh-Stunden zum Ende des Monats August zurückzukommen … zuletzt bewegte sich der Preis je Megawattstunde an der Strombörse bei über 440 Euro. Prozentual ausgedrückt, entsprach dies zum Stichtag 20. August 2022 einem Anstieg um etwa 434 Prozent. Und dies ist nicht das Ende der Preisspirale.

Steigende Strompreise sprechen umso mehr für Tarifvergleiche

Eine Verschärfung kündigt sich spätestens durch das Inkrafttreten der sogenannten Gasumlage ab Oktober 2022 an. Sie wird mit hoher Wahrscheinlichkeit dafür sorgen, dass selbst Kunden in der Grundversorgung mit weiteren Preisanhebungen rechnen müssen. Vorboten gibt es längst. Sogar Anbieter von Stromtarifen mit längeren Preisgarantien werden auf Dauer keine Preisstabilität für Stromtarife garantieren können. Stattdessen werden sich Versorger flächendeckend gezwungen sehen, Konditionen nach oben anzupassen.

Unterm Strich sollten Stromkunden allgemein mit dem Gedanken an einen Tarifwechsel spielen. Und zwar nicht erst, wenn die Gasumlage bei Stromtarifen bis zur Grundversorgung zu höheren Preisen führt. Zu beachten gilt es dabei, dass Kunden nicht erst durch eine angekündigte Preisanhebung Tarife kündigen können. Entscheidend sind die tariflichen Vereinbarungen. Sollten Sie durch eine Anpassung von einem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen können, droht Ihnen keine Versorgungslücke.

Bedenken wegen Versorgungsengpässen sind unnötig

Auch bei Strom haben Sie einen Anspruch auf die gesetzlich garantierte Ersatz- oder Grundversorgung. Die Ersatzversorgung greift nach einer berechtigten Kündigung. Nach Ablauf dieser Frist setzt spätestens die Grundversorgung ein. Innerhalb der genannten Zeiträume wird die Mehrheit aller Verbraucher den individuell besten Stromversorger ausfindig gemacht haben. Übrigens: Ein Stromvergleich ist vor allem in der momentanen Situation des Marktes ohne Wenn und Aber ratsam. Je nachdem, welche Laufzeit Sie mit Ihrem bisherigen Versorger vereinbart haben, können und sollten Sie die Entwicklungen sowieso ständig im Blick haben.

Und natürlich ebenso die vereinbarten Kündigungsfristen Ihres Stromvertrags. Die Tatsache, dass mittlerweile fast 1.000 Stromgrundversorger im letzten Halbjahr die Preise angehoben (im Schnitt um gut ein Fünftel) haben, sprechen in diesem Punkt eine mehr als deutliche Sprache. Eine Sorge deutscher Stromkunden allerdings ist schlussendlich unberechtigt. Die staatliche Versorgungsgarantie hat bis auf Weiteres Bestand. Ungeachtet dessen, ob Kunden oder Versorger die Lieferung kündigen.

Der Fortschritt bei der Befüllung der Energiespeicher deutet an, dass ohnehin keine Engpässe bei Gas und Strom zu erwarten sind. Eines hingegen ist offensichtlich. Allzu bald werden die Strompreise hierzulande nicht sinken. Für Entspannung aber könnten Pläne der Bundesregierung zur Verlängerung der AKW-Laufzeiten und Lieferverträge mit neuen Partnern als Alternative zum Gas aus Russland sorgen. Auch für Strom ohne Schufa sind Chancen nicht vollends ausgeschlossen.


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