Home Garten & Außenanlagen Heidelbeerstrauch (Vaccinium): Pflanzen, pflegen und vermehren

Heidelbeerstrauch (Vaccinium): Pflanzen, pflegen und vermehren

von Marc Hettenberger
Heidelbeerstrauch

Heidel- bzw. Blaubeeren sind nicht nur gesunde Snacks und beliebte Backzutaten, der Strauch, an dem die Früchte blühen, ist auch eine gefragte Pflanze für den Garten. Die kleinen Vitamin C und Vitamin E Spender schmecken lecker und sind leicht zu Hause zu züchten. Egal ob erfahrener Gartenmeister, Hobbygärtner oder Neuling, jeder kann sich seine eigene kleine Heidelbeerzucht aufbauen, solange ein Garten, eine Terrasse oder ein Balkon zur Verfügung steht.

Heidelbeerstrauch – Steckbrief

  • Frucht: Heidelbeere/Blaubeere
  • Name: Vaccinium
  • Gattung: Heidekrautgewächse
  • Wuchshöhe: 80 cm bis 2 m
  • Wuchsform: strauchig, buschig
  • Pflanzzeit: März bis April oder September bis Oktober
  • Blütezeit: Mai und Juni
  • Erntezeit: Juli bis September

Für die richtige Sorte entscheiden

Je nach Herkunft ist nicht jede Sorte für die klimatischen Bedingungen in Mitteleuropa geschaffen. In unseren Regionen eignen sich zur Anpflanzung insbesondere die in Deutschland heimischen Waldbeerensorten oder die aus Nordamerika stammende Kulturheidelbeere. Diese zählt zu den bekanntesten Arten, da ihre Früchte einen fruchtigen Geschmack haben. Neben dem intensiven Geschmack der Beeren hat diese Sorte weitere Vorteile wie eine lange Erntezeit.

Wer sich nun die Frage stellt, warum sich noch an einer anderen Pflanzenart umsehen, wenn die Kulturheidelbeere gut ist? Die nordamerikanische Sorte zählt zu den Selbstbestäubern. Da dies zu einer reduzierten Variabilität führen kann, wird der Anbau von einer weiteren Sorte empfohlen. Dabei ist wichtig, dass die Früchte verschiedene Reifezeiten haben, um den Zeitraum der Ernte allgemein verlängern zu können.

Vaccinium

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Den perfekten Standort für den Heidelbeerstrauch wählen

Um die eigene kleine Blaubeerenzucht zu starten, ist die Wahl des besten Standortes wichtig, denn der geeignete Standort gewährt der Pflanze ein gutes Wachstum und eine großzügige Ernte. Doch wo ist der perfekte Standort zu finden? Zunächst sollte ein Ort gewählt werden, der sich je nach Sorte unterscheiden kann. Wilde Arten mögen es halbschattig und wachsen gerne im Schutz von Laub- und Nadelbäumen. Die Kulturheidelbeere mag es hingegen sehr sonnig. Weitere Artenunterschiede müssen bei der Wahl des Standortes beachtet werden, da der ideale Ort für wilde Sorten in Moor- oder Hochbeeten zu finden ist, während die nordamerikanische Art sich gerne im normalen Gartenbeet oder Topf wohlfühlt.

Die Bodenbeschaffenheit ist immer zu berücksichtigen, da die Heidekrautgewächse lockere, wasserdurchlässige und kalkarme Böden bevorzugen. Aber die Behauptung, dass Heidelbeersträucher nur in saure Erde gut gedeihen, stimmt nicht. Wichtig ist, dass der Boden nicht stark kalkhaltig ist. Die Sträucher sollen in ein Beet, dann sollte bedacht werden, dass andere Pflanzen im Beet eine starke Bodenfeuchte vertragen. Um derartige Probleme zu vermeiden, kann ein Hoch- bzw. Hügelbeet genutzt werden, sodass das Wasser für andere Pflanzen schneller abfließen kann.

Der Heidelbeerstrauch ist ein Flachwurzler, sodass das Pflanzloch eine Tiefe von etwa 50 cm benötigt. Deshalb sollten die Sträucher nicht zu tief eingesetzt werden, um das Absterben der Wurzel zu verhindern. Es empfiehlt sich, den Wurzelballen noch 1 bis 2 cm aus dem Boden ragen zu lassen. Um gut wachsen zu können, bietet sich ein Abstand von eineinhalb bis zwei Metern zwischen den Pflanzen an.

Terrasse oder Balkon als Alternative

Wer keinen Garten besitzt, kann auch auf der Terrasse oder dem Balkon den richtigen Standort für den neuen Heidelbeerstrauch finden, denn diese Pflanzen lassen sich im Topf ziehen. Jedoch ist für diesen Anbau keine übliche Blumen- bzw. Gartenerde nutzbar, stattdessen sollte auf Erde zurückgegriffen werden, die keinen Torfanteil besitzt, wie spezielle Substrate für den Rhododendron. Für diesen Anbau sollte der Topf oder Kübel mindestens 50 Liter fassen können, damit die Pflanze genügend Platz hat, ihr Wurzelwerk auszubreiten. Darüber hinaus sollte der Topf eine Abflussmöglichkeit wie ein Loch im Boden besitzen, damit sich keine Staunässe bildet.

Egal welche Pflanzenart ausgewählt wurde oder ob Garten, Balkon oder Terrasse, die Sträucher sollten windgeschützt eingepflanzt werden. Der Schutz vor kalter Zugluft ist besonders wichtig, da kalte Luft den Sträuchern schaden kann.

Vaccinium: Wo und wann ist die beste Zeit zum Pflanzen und Vermehren?

Nachdem der beste Standort für den neuen Heidelbeerstrauch ausgewählt wurde, kann sich nun dem Einpflanzen gewidmet werden. Es gibt zwei mögliche Zeitspannen, in denen die Sträucher ins Erdreich gepflanzt werden können. Die Einpflanzung kann entweder im Frühjahr, sobald kein Frost mehr auftritt oder in den frühen Herbstmonaten September/Oktober stattfinden, bevor es zum ersten Frost kommt. Wer sich für das Einpflanzen im Herbst entscheidet, sollte darauf achten, dass nur Pflanzen mit kräftigem Wurzelwerk genutzt werden. Außerdem sollte das Einpflanzen bis zu drei Wochen vor dem ersten Frost liegen, damit die Pflanze bereits anwachsen kann und nicht umgehend in die winterliche Ruhephase übertritt. Dies kann sich sonst auf den Wuchs und die Ernte auswirken.

strauch einer heidelbeerpflanze

Nadya So/shutterstock.com

Die gleichen Gegebenheiten gelten für das Umtopfen bzw. Umpflanzen. Das sollte vor dem ersten oder nach dem letzten Frost geschehen. Ob umgepflanzt werden muss, ist von der Qualität des Bodens abhängig. Sobald sich die Erde zu stark verdichtet, braucht die Pflanze einen neuen Standort. Für die Sträucher im Topf gilt, wenn die Wurzeln die Erde komplett durchwurzeln oder sogar herausragen, ist es Zeit, die Pflanzen in einen größeren Kübel zu geben.

Bei dem Vorhaben, eine kleine Zucht aufzubauen, ist es nötig, die vorhandenen Sträucher zu vermehren. Da die meisten Arten aus Nordamerika die Fähigkeit der natürlichen Selbstvermehrung verloren haben, muss hier selbst Hand angelegt werden. Nachdem der Strauch geschnitten wurde, weitere Informationen dazu folgen unter „Den Heidelbeerstrauch richtig pflegen“, können die abgeschnittenen Triebe als Stecklinge genutzt werden, um die Pflanze zu vermehren. Diese brauchen eine Länge von 10 bis 15 cm. Nach dem Bewurzeln der Triebe können sie abgedeckt eingepflanzt werden, dabei ist auf eine gleichmäßige Feuchtigkeit zu achten, damit nach 6 bis 8 Wochen die ersten Jungpflanzen zum Vorschein kommen.

Den Heidelbeerstrauch richtig pflegen

Sobald die Sträucher eingepflanzt wurden, benötigen sie ein bis zwei Jahre, damit sie sich an ihrem Standort ordentlich einwurzeln können. In dieser Phase können die Pflanzen sich selbst überlassen werden. Wenn das Wachstum unterstützt werden soll, können einige Blüten entfernt werden, wodurch sich der Strauch zunächst auf die Ausbildung seines Wurzelwerkes konzentriert.

Die pflegeleichten Pflanzen benötigen einen hohen Wasserbedarf. Die Erde, in denen sie wurzeln, sollte stets gleichmäßig feucht gehalten werden. In den Sommermonaten und der Zeit, in der sich die Früchte und Blüten bilden, kann täglich gegossen werden. Es ist allerdings wichtig, dass sich keine Staunässe bildet und kein kalkhaltiges Wasser verwendet wird, daher wird Regenwasser zum Gießen empfohlen. Für die Wasserpflege gibt es hilfreiche Tipps, wie die Bodenoberfläche mit Rindenmulch auszulegen, da dieser Wasser speichert oder die Erde mit Kies zu bedecken, sodass diese für längere Zeit feucht bleibt. Erde im Topf wird schneller trocken, somit ist häufiges wässern notwendig.

Richtig düngen und schneiden

Wer eine reiche Ernte erwartet, möchte den Strauch gerne mit Düngern unterstützen. Doch das Heidekrautgewächs ist sehr genügsam, solange es aus der Erde genügend Nährstoffe ziehen kann. Dennoch kann das Düngen gelegentlich hilfreich sein, wobei einiges zu beachten ist. Schließlich sollte die Verwendung von nährstoffreichen Düngern gering gehalten werden, da diese in zu hoher Dosierung der Pflanze eher schaden als helfen. Daher reicht es, das Substrat maximal zweimal im Jahr, Frühling und Herbst, mit dieser Art von Dünger anzureichern. Entgegen dem nährstoffreichen Dünger sollte von kalkhaltigen Düngern komplett abgesehen werden, da die Sträucher kalkintolerant sind.

Ein organischer Dünger ist für den Heidelbeerstrauch optimal, da dieser für die komplette Blütezeit genutzt werden kann, um das Wachstum und die Bildung von Früchten zu unterstützten. Dieser Dünger kann demnach auch mehrfach angewandt werden und schadet der Pflanze nicht. Zu den organischen Düngern gehören unter anderem kompostierte Tannennadeln, verrottet Baumrinde oder Häckselgut von Nadelbäumen. Des Weiteren eigenen sich auch Spezialdünger für die Sträucher, solange das Produkt einen Chloridanteil hat und keinen Kalk enthält. Dieser Dünger kann die Wachstumsphase der Pflanze fördern, sodass eine Anwendung im Frühjahr empfohlen wird.

blaubeeren

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Bezüglich des Schneidens der Sträucher wird geraten, die Pflanze für die ersten vier bis fünf Jahre nicht zu beschneiden. Grundsätzlich kann ein Rückschnitt das vermehrte Wachstum bewirken und die Anzahl der Früchte erhöhen, da neue Triebe meistens mehr Früchte tragen. Wenn sich für einen Schnitt entschieden wird, sollte dieser nach der Ernte und an Tagen ohne Regen und Frost stattfinden. Wenn die Triebe nicht vertrocknet sind, können sie für die Vermehrung genutzt werden. Außerdem sollten bodennahe Triebe entfernt werden, um mögliche Pilzinfektionen vorzubeugen.

Den Heidelbeerstrauch durch den Winter bringen

Die Heidekrautgewächse sind bedingt winterhart und vertragen die Winter in Deutschland ziemlich gut. Dennoch sollten die Pflanzen vor dem Kälteeinbruch geschützt werden, indem der Boden mit Stroh, Tannennadeln oder ähnlichem bedeckt wird. Des Weiteren können die Sträucher mit Vlies umwickelt werden, damit der kalte Wind die Pflanzen nicht direkt trifft. Für Blaubeersträucher im Topf gilt, dass sie kälteempfindlicher sind, da die Kübelwände die Kälte nicht isolieren können und die Winterkälte von allen Seiten aufnehmen. Daher sollte der Topf auf eine isolierende Unterlage wie Styropor, Holz oder dicke Pappe gestellt werden und mit Jute oder vergleichbarem umwickelt werden. Besonders wichtig im Winter ist ein windgeschützter Standort.

Krankheiten und Schädlinge vorbeugen

Die Heidelbeerpflanzen sind nicht sehr anfällig gegenüber Schädlingen oder Krankheiten. In den meisten Fällen sind Krankheiten auf falsche oder zu übertriebene Pflege zurückzuführen. In dem Fall kann es zum Kümmerwuchs kommen, der durch Nährstoffmangel ausgelöst wird. Zur Verbesserung wird ein Austausch der Erde empfohlen, insofern sich der Kümmerwuchs noch in Grenzen hält. Ein anderes Phänomen der falschen Pflege ist Fäulnis, welche durch zu großer Wasserzufuhr ausgelöst wird. Als Gegenmaßnahmen sollte die Erde möglichst tief aufgelockert werden und gegebenenfalls gegen ein frisches Substrat ausgetauscht werden. Außerdem sollte auf weiteres Wässern verzichtet werden, bis sich die Erde weniger als 5 cm eindrücken lässt. Die Pflanze kann an einen sonnigeren Standort verlegt werden.

Die einzigen Schädlinge, die der Pflanze gefährlich werden können, sind die Raupen und Schmetterlinge der sogenannten Frostspanner. Diese grauen Falter legen ihre ovalen Eier in den oberen Bereichen der Sträucher ab, wodurch sie schnell entdeckt werden können. Gegen diese Pflanzenschädlinge hilft das Anbringen von Leimringen, welche die Schmetterlinge anziehen, sodass die Tiere daran hängen bleiben. Die Nutzung von biologischen Schutzmitteln und ausreichend Abstand zu anderen Pflanzen kann den Befall vorbeugen. Sobald der Strauch mit Eiern besetzt ist, müssen die oberen Triebe abgeschnitten und entsorgt werden.

Der Heidelbeerstrauch: Die neue Pflanze für jeden

Die Heidelbeerpflanze bietet verschiedene Sorten, wobei die Kulturheidelbeere für europäische Gärten am besten geeignet ist. Darüber hinaus ist die Pflanze pflegeleicht und robust, sodass sich auch Neulinge die Pflanze zutrauen können. Der Heidelbeerstrauch besitzt nicht nur schöne Blüten, sondern spendet auch noch leckere und gesunde Früchte zum Snacken.


Bildquelle Titelbild:

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