Man kennt diese Tierchen unter vielen Namen: Ohrenzwicker, Ohrenkneifer, Ohrwürmer und viele weitere. Jeder hat schon mal einen gesehen und von den sonderbaren Legenden rund um diese Insekten gehört. Im Garten siedeln sie sich unter bestimmten Bedingungen im Übermaß an. Manchmal kommen sie sogar bis in die Wohnräume der Menschen. Bekämpft werden muss der Ohrenzwicker aber nur in Ausnahmefällen.
Ohrenkneifer Plage: Grundlegende Informationen
Biologisch korrekt bezeichnet man diese Insekten als Ohrwürmer (Dermaptera). Mit Würmer haben sie eigentlich so rein gar nichts gemeinsam. Viel auffälliger sind die zu einem Zangenpaar umgebildeten Hinterleibsenden. Fühlt sich der Ohrenkneifer bedroht, stellt er diese Abwehrwerkzeuge imposant auf. Landläufig kennt man diese Tierchen als Ohrenkneifer oder Ohrenzwicker. Regional werden sie Ohrenfitzler, Ohrenschliefer und Ohrengrübler genannt. Weltweit gibt es rund 1.000 verschiedene Arten der Deraptera. In Europa leben 30 davon und in Deutschland ist der Gemeine Ohrwurm (Forficula auricularia) der häufigste Vertreter dieser Insektenart.
Die Ohrenkneifer werden zwischen 1 und 2 Zentimetern lang. Der Körper besteht aus drei in verschiedenen Brauntönen gefärbten Segmenten. Obwohl sie Flügel haben und einige Arten auch flugfähig sind, bewegen sich Ohrenkneifer lieber zu Fuß fort.
Sind die Gruselgeschichten rund um den Ohrenkneifer wahr?
Bei den volkstümlichen Bezeichnungen handelt es sich um eine bizarre Mischung aus zwei Eigenschaften dieses Tieres: In der alten Volksheilkunde wurden getrocknete und pulverisierte Ohrenkneifer zur Therapie von Ohrenleiden und Taubheit eingesetzt. Natürlich können Ohrenkneifer mit ihren Hinterleibszangen und den Maulscheren kneifen. Allerdings sind diese Werkzeuge so schwach, dass ein Mensch das gar nicht spüren würde. Nur für Kleinstinsekten und ihre Beutetiere sind die Zangen eine wirkliche Gefahr.
Der Name Ohrenkneifer suggeriert, dass diese Tiere ihre Werkzeuge nutzen, um menschliche Ohren damit zu bearbeiten. Doch das stimmt so nicht.
Woher die Legenden stammen, dass diese Tiere nachts in die Ohren von Menschen krabbeln und das Trommelfell durchfressen, ist unbekannt. Sie halten sich aber hartnäckig und vor allem Kinder fürchten sich dann vor dem eigentlich harmlosen Ohrenzwicker. Die biologische Bezeichnung „Ohrwurm“ bringen wir heute mit etwas ganz anderem in Verbindung: Beim Ohrwurm denken die meisten Menschen sofort an ein besonders eingängiges Musikstück, das lang in den Ohren nachklingt.
Ist der Ohrenkneifer denn ein Schädling?
Unter Gärtner und Biologen gilt der Ohrenkneifer mehr als Nützling, denn als Schädling. Immerhin vertilgen diese Insekten jede Menge Blattläuse, Eier von Obstbaumwicklern, Milben und Motten. Der Ohrenkneifer mag es aber auch süß: So sieht man das Insekt im Garten häufig direkt am Obst. Insbesondere an Fallobst und Weintrauben machen sie sich zu schaffen. Er kann das Obst mit seinen Scheren aber kaum wirklich beschädigen. Meistens futtern sich diese Tierchen in bestehende Beschädigungen und Druckstellen.
Gelegentlich machen sich die Ohrenkneifer auch an zarten Pflanzenteilen wie Knospen oder Blättern zu schaffen. Das sehen Gärtner natürlich nicht so gerne. Insgesamt nimmt der Fraßschaden am Grünpflanzen durch den Ohrenkneifer in Trockenperioden zu. Die Insekten fressen dann bevorzugt Pflanzenteile, um ihren Wasserbedarf zu decken. Kommen sie ins Haus, können sich Ohrenkneifer an Essensresten zu schaffen machen oder wandern auf der Suche nach Futter und Artgenossen durch die ganze Wohnung.
So entsteht die Ohrenkneifer Plage
Man hat in der Vergangenheit beobachtet, dass sich Ohrenkneifer in manchen Jahren besonders stark vermehren. Woran das genau liegt, ist unbekannt. In solchen Zeiten können sie jedoch wahrhaftig als Plage erscheinen. Sie tauchen plötzlich in großer Zahl in oder unter Blumentöpfen, im Garten oder Haus auf. Besonders oft werden sie eingeschleppt, wenn Blumentöpfe mit einzelnen Tieren oder Ei-Gelegen vom Außenbereich in die Wohnung geholt werden. Kommen vermehrt Ohrenkneifer vor, heißt es zunächst: Ruhe bewahren! Wie bereits erwähnt, geht von diesen Tieren keine wirkliche Gefahr aus.
Lebensweise und Fortpflanzung
Ohrenkneifer verstecken sich tagsüber normalerweise. Ihre bevorzugten Schlupfwinkel sind dunkel, erdig oder holzig. Sie mögen auch Laub oder verstecken sich unter Sitzkissen von Gartenmöbeln. Richtig aktiv sind Ohrenzwicker eigentlich nur nachts. Wandern sie tagsüber in der Wohnung umher, sind sie vermutlich aufgeregt, weil sie sich verirrt haben und den Weg nach draußen suchen. Zur Fortpflanzen legen die Weibchen im Frühjahr 50 bis 60 Eier in kleine Bodenröhren oder trocken gehaltene Blumentöpfe. Ohrenzwicker betreiben intensive Brutpflege und das ist im Reich der Insekten sehr ungewöhnlich.
Der weibliche Ohrenzwicker bewacht das Gelege, putzt die Eier und beschützt später auch die kleinen Ohrenzwicker-Nymphen noch lange vor Fressfeinden. Die im Frühjahr geschlüpfte Population legt im Spätsommer schon wieder neue Eier. Ohrenzwicker überwintern als erwachsene Tiere in geeigneten Verstecken.
Ohrenkneifer Plage bekämpfen
Statt sie mit Härte zu bekämpfen, sollte man diese Insekten lieber umsiedeln. Es ist auch nicht notwendig einzelne herumziehende Exemplare sofort zu töten. Vielmehr kann man das Tierchen mit einem Stück Papier oder einem Glas einsammeln und dann im Freien in einiger Entfernungen wieder freilassen. Sitzen sie unter Blumenkübeln können die Ohrenkneifer ganz einfach im Freien mit einem Besen abgebürstet werden. Größere Populationen Ohrenkneifer können in eine selbstgebastelte Falle gelockt werden. Dazu eigenen sich Blumentöpfe, die mit etwas trockenem Gras, Heu.
Stroh oder Holzwolle gefüllt werden. Diesen Topf stellt man umgedreht in die Nähe der Ohrenkneifer-Siedlung. Die Tierchen werden dieses neue heimliche Versteck sehr wahrscheinlich schnell besiedeln und dann wandert der Topf einfach nach draußen. Diese Form der Ohrenkneifer-Falle nutzen viele Menschen auch als Ohrenkneifer-Hotel und hängen die Töpfe als Behausungen in ihrem Obstbäumen auf.
Im Haus vorbeugen
Im Garten können die Tiere nicht vermieden werden. Sollen sie im Grunde ja auch nicht. Auf der Terrasse kann das regelmäßige Fegen unter Blumentöpfen und Kübeln helfen, eine übermäßige Ansiedlung der Tiere zu vermeiden. Winkel und Ecken sollten ebenfalls immer sauber gehalten werden. Hat der Ohrenkneifer keine Versteckmöglichkeiten, wird er sich auch nicht wohlfühlen oder weiter vermehren. Vorsicht ist geboten, wenn Holz, Äste, Blumentöpfe oder andere Gegenstände aus dem Garten in die Wohnung geholt werden. Hier können sich Ohrenzwicker versteckt halten und im Anschluss die Wohnräume erkunden.
Ohrenkneifer Plage: Das Wichtigste noch einmal in der Übersicht
- Ohrenkneifer sind im Grunde harmlose Insekten
- Sie werden zwischen 1 und 2 Zentimetern groß und sind bräunlich gefärbt
- Ohrenkneifer verletzten Menschen nicht und kriechen auch nicht in den Gehörgang
- Im Garten nützten Ohrenkneifer mehr als sie schaden
- Sind sie in die Wohnung gelangt, können sie ganz einfach eingefangen und ins Freiland umgesiedelt werden
- Eine chemische Bekämpfung ist nicht ratsam und auch nicht notwendig
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