Beim Flieder (Syringa) handelt es sich um eine Pflanzengattung aus der Familie der Ölbaumgewächse (Oleaceae). Insgesamt gibt es 20 bis 25 Fliederarten wie den Gewöhnlichen Flieder (Syringa vulgaris). Weil die Farben des Flieders sich leuchtend präsentieren und er einen angenehmen Duft versprüht, wird er als Gartenpflanze überaus geschätzt. Der robuste Flieder gilt als pflegeleicht und benötigt nicht viel Zeit für sein Wachstum.
Flieder vermehren: Grundlegende Informationen
Viele Gartenbesitzer würden ihren Flieder gerne vermehren. Dabei gibt es allerdings einige Kriterien zu beachten wie zum Beispiel die angewandte Methode. Außerdem kann nicht jede Fliedersorte wunschgemäß vervielfältigt werden. Während manche Anwendungen gut verlaufen, funktionieren andere wiederum nicht. Es muss also zwischen den Vorgehensweisen unterschieden werden. Zu achten ist zudem auf den richtigen Zeitpunkt. So empfiehlt sich vor allem der Herbst dafür, weil er sich bei den meisten Verfahren am besten dazu eignet. Bis zum Frühling wurzelt der Flieder gut ein und treibt dann aus. Es ist aber auch möglich, die Prozedur im Frühjahr durchzuführen.
Mit Wurzelausläufern vermehren
Zu den erfolgreichsten Verfahren zur Vermehrung des Flieders gehört das Nutzen von Wurzelausläufern. Diese Methode verläuft fast immer erfolgreich. Die Ausläufer werden einfach mit einem Spaten abgestochen und an der Stelle wieder eingepflanzt, an die sie hin sollen. Diese Methode ist sehr einfach, funktioniert allerdings nicht bei jeder Fliedersorte. Gut geeignet ist die Verwendung der Wurzelausläufer bei den Wildfliedersorten, von denen zahlreiche Wurzelausläufer erzeugt werden. Auch Edelflieder ist durchaus imstande, Ausläufer hervorzubringen. Dies sind dann jedoch Ausläufer der Wildform, die auf die Edelflieder nur aufgesetzt werden. Echte Ausläufer sind nur bei Edelsorten möglich, deren Züchtung mit der In-Vitro-Methode erfolgte. Diese werden aber nur in seltenen Fällen ausgebildet.

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Flieder durch Stecklinge vermehren
Als erfolgreiche Methode bewährt hat sich das Vermehren des Flieders mit Stecklingen. Bei beinahe sämtlichen Fliedersorten ist es möglich, Stecklinge zu schneiden und eine Bewurzelung vorzunehmen. Besonders geeignet für die Stecklingsmethode sind die Zwergflieder oder die Preston-Hybriden. Bei Edelflieder muss hingegen mit Ausfällen gerechnet werden.
Durchgeführt wird die Stecklingsmethode folgendermaßen
Während der Blütezeit in den Monaten Mai und Juni werden die Kopf- oder Triebstecklinge geschnitten. Zu diesem Zweck sollte die Auswahl von unverholzten Ablegern mit wenigstens drei Blattknoten erfolgen. Bis auf einige wenige Blätter sind die Unterblätter zu entfernen. Die restlichen Blätter werden halbiert. Nächster Schritt ist das Mischen der Anzuchterde aus magerer Erde, Algenkalk und Sand. Mit diesem Substrat lassen sich einige Töpfe füllen und die Stecklinge dort einpflanzen. Danach wird das Substrat befeuchtet.
Als eine Art Gewächshaus eignet sich eine abgeschnittene PET-Flasche. Eine Alternative stellt das Stecken von Schaschlikspießen in die Erde dar. Dann wird eine Plastiktüte darüber gesetzt, die kein Licht durchlässt. Aufgrund von Schimmelgefahr darf das Plastik die Blätter nicht berühren. Als Standort eignet sich ein heller und warmer Platz, der jedoch nicht unmittelbar in der Sonne liegen sollte. Wichtig ist zudem regelmäßiges Gießen und Lüften. Bei den meisten Fliedern nimmt es bis zu einem Jahr in Anspruch, bis sich ihre Wurzeln bilden. Meist dauert es bis zu ihrer Austreibung bis ins nächste Jahr.
Vermehrung per Steckholz
Ein weiteres Verfahren zum Vermehren von Flieder ist die Steckholz-Vermehrung. Sie eignet sich für Fliedersorten wie Ungarischen Flieder (Syringa josikaea), Bogen-Flieder (Syringa reflexa) oder Chinesischen Flieder (Syringa x chinesis). Für Edelfliedersorten kommt sie dagegen nicht infrage. So wachsen bei dieser simplen Methode nur wenige Hölzer wirklich nach. Nur bei jedem 10. bis 15. Exemplar bilden sich auch tatsächlich Wurzeln, was wiederum von der jeweiligen Fliedersorte abhängt.
Die Steckhölzer werden im späten Herbst zugeschnitten, wenn das Laub niedergegangen ist. Blätter dürfen sich auf ihnen nicht befinden. Die einjährigen Triebe werden in Bleistiftlänge zugeschnitten. Am oberen und unteren Abschnitt sollte sich jeweils ein Knospenpaar befinden. Am Unterende wird ein Streifen in der Länge von rund zwei Zentimetern von der Rinde abgetrennt, der anschließend in ein vorbereitetes Beet eingesteckt wird.
Nächster Schritt ist das sorgfältige Umgraben der Erde, die mit Kompost angereichert wird. Das Steckholz lässt sich bis zur Hälfte in die Erde stecken. Über den Winter wird das Beet mit Vlies bedeckt. Im Frühling ist dann zu erkennen, welche Steckhölzer gewachsen sind.

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Die Aussaat von Flieder
Als einfache Methode gilt das Aussäen von Flieder. Im Oktober werden die trockenen Fruchtstände geerntet und die feinen Samen mit einem Sieb von den übrigen Bestandteilen getrennt. In einem Anzuchtkasten, der Anzuchterde beinhaltet, werden die Samen ausgesät. Bis ins folgende Jahr bleiben sie an einem kühlen und schattigen Platz im Freien. Wichtig ist, das Austrocknen der Erde zu vermeiden. Im Januar werden die Aussaatkästen abgedeckt und in einem nicht beheizten Gewächshaus untergebracht. Auf diese Weise keimen die Samen in der Regel. Edelsorten und deren Hybriden können mit diesem Verfahren nicht sortenecht vermehrt werden. Als sinnvoll gilt die Methode, wenn eigene Sorten gezüchtet werden sollen.
Bis sich das Resultat zeigt, vergehen einige Jahre. Manchmal entsteht sogar eine neue Fliedersorte mit schönen Blüten.
Durch Veredeln vermehren
In früheren Zeiten wurde oft auf das Veredeln des Edel-Flieders zum Vermehren zurückgegriffen. In der Gegenwart ist jedoch die In-Vitro-Kultur vorherrschend. Durch sie lassen sich wurzelechte Pflanzen erreichen und es bilden sich nur wenige Ausläufer. Die Veredelung der unterschiedlichen Sorten erfolgt im Juli per Okulation. Dabei setzt man ein- bis zweijährige Sämlinge der Wildart, die so dick wie ein Bleistift sind. Sie werden bereits im Herbst gepflanzt. Im Spätwinter ist es ratsam, sämtliche Knospen bis hin zur später geplanten Veredelungsstelle zu entfernen.
Als Alternative gilt das Veredeln durch Kopulation. Sie erfolgt im späten Winter. Dazu lassen sich bewurzelte Steckhölzer des Ungarischen Flieders als Unterlagen verwenden. Durch diesen entstehen weniger Wurzelausläufer. Das Auspflanzen der Veredelungen findet unter einem Vliestunnel im Freiland statt. Die Veredelung hat den Vorteil, dass sie sich im Unterschied zur professionellen In-Vitro-Methode selbst im eigenen Garten vornehmen lässt.
Flieder vermehren durch Absenker
Eine Methode, die als weniger erfolgversprechend gilt, ist das Vermehren des Flieders durch Absenker. Zu diesem Zweck bindet man im Herbst Zweige direkt an der Pflanze in Richtung Boden hinunter und bedeckt sie mit Erde. Innerhalb des Bodens sollen die Zweige in den folgenden Monaten Wurzeln bilden. Beim Flieder gelingt dieses Verfahren jedoch häufig nicht. So lässt sich oft kein Ast finden, der sich zum Boden binden lässt, ohne dabei abzubrechen. Außerdem gibt es für die Wurzelbindung keine Garantie.
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